Gedicht und Limerick – Schaffensphase September – Oktober 2002
Das Viertel und die Einöde
Ein Haus, wie das andere
Eine Straße, wie die andere
Eine Einöde als Viertel
Gleichförmigkeit
Niemand tanzt aus der Reihe.
Im Takt des Viertels
wird hier gelebt.
Ein Viertel,
das sich nie
selbst erfinden wird.
Konformismus als Bebauungsplan
Ein seltenes Bild.
Auf gewisser Weise
eine Angleichung aller Leben,
eine Gleichmacherei der Bewohner,
die zwar keiner will, aber jeder erträgt.
So geht alles seinen gleichen Lauf,
Diktatur der Anwohner.
Eine eigene Note?
Ein kreativer Ausbruch?
Vergebens gesucht und niemals gefunden!
Einfallsreichtum im Arts District
Aus nichts wenig.
aus wenig etwas
und aus etwas viel.
Das Motto des Arts Districts
Reich war man hier nie.
Nur einfallsreich
Schmutzigen Fassaden einen Glanz verleihen
Eine Ausstellung im Rundzelt
Vernissage ohne Pomp
Finissage mit Aufsehen
Einfallsreichtum als Überlebensstrategie
Das funktioniert.
Ständige Improvisation
Permanentes Sich-Neuerfinden
Alles, was eingerissen wird,
wird hier neu zusammengesetzt
und wieder gekonnt aufgebaut.
Der schaffende Aspekt der Kunst,
der kreative Schöpfungsakt,
hier sind sie in Reinform zu finden.
Naturkunst im Ursprung
Präsident per Akklamation
Hat man keine Lust auf eine Wahl,
klatscht einfach der ganze Saal.
Schon ist das Oberhaupt ausgewählt,
lächelt noch ein wenig gequält
und ist nun im Amt, ganz formal!
Die berühmteste Prachtmeile der Welt
Vielbesungen,
zu Versen gedichtet,
Avenue des Ruhms,
der Ehre,
manchmal der Schmach.
Zwei Kilometer,
Glanz und Elend.
Zusammenprall.
Schöne Fassaden,
hohe Umsätze,
keine Einwohner,
kein Alltagsleben,
eine Straße,
ohne Leute.
Luxusunternehmen,
Banken,
Geschäfte.
Kollision
Schnellimbisse.
Mieten
im astronomischen
Höhenflug.
Entvölkert,
dem Kommerz geweiht,
lebendig nur beim Kauf,
beim Stau.
Touristengeflutet.
Verraten, verkauft.
Im Nebel des Scheins,
trostlos,
seelenlos.
Dröhnen der Autos,
der Busse,
Getrappel,
Geklacker,
unablässig.
Niemand hält es auf.
U-Bahn-Impressionen
Erst Ruckeln, dann Gleiten,
temperamentvoll in den Kurven,
ohrenbetäubendes Kreischen
der alten Räder,
bei geöffnetem Fenster unerträglich.
Drangvolle Enge im Waggon.
Verschwitzte Eisenstange
umklammern,
nicht umfallen,
mühselig Luft holen,
stickig erstickend
den Nachbarn ertragen,
die ungewollte Nähe
zu Fremden.
Die Bahn rast weiter,
rast durch den Untergrund.
Noch einmal durcheinandergerüttelt,
es wird langsamer,
zum Ausgang drängeln,
die Bahn hält,
Türen öffnen,
sich rauskämpfen,
aufatmen,
richtige Richtung finden,
schnell weiterschwimmen,
mitschwimmen in der
anonymen Menge.
Ein Server auf Rollen
Mobile Daten, mal anders gemeint,
in einem Rollkoffer vereint.
Die Drähte laufen schon mal heiß.
Das ist des Internets Preis.
Ob die Idee wirklich vernünftig erscheint?
Eine altmodische Passage
Passage aus vergangener Zeit.
Schwarz-weiß gekachelt,
holzgetäfelt,
laternengesäumt.
Eintritt ins Vergangene,
das dort wohnt,
lebt, atmet.
Abtauchen in die Belle Epoque!
Kurioses Puppengeschäft,
kauziger Besitzer,
sogar Bewohner der Passage.
Kleines Restaurant,
rot-weiße Decken,
provinziell gemütlich.
Boutiquen mit Charakter
langsam verdrängt
von Modeopfern
auf roten Sohlen,
von Kunstgalerien
ohne Kunst.
Wir wollen es zurück
das alte Glück!
Die Magie des Alten,
der Zauber der Belle Epoque,
hier lebt sie noch,
sie darf nicht sterben!
Hochbrisante chemische Erkenntnisse
Ein Elektron weniger,
ein Neutron hinzu,
ein Proton gespaltet,
schon ist es vollbracht.
Ein neues Element im alten Gewand,
ein weiterer Platz auf der Elementen-Tabelle,
ein neuer Urstoff ins Leben geholt!
Chemische Erfahrung und Erkenntnis,
sie können Geld einbringen,
besonders heute.
Sie können Leute vergiften
oder Waffen mächtig werden lassen.
Oder Krankheiten heilen.
Die Misere von Jahrzehnten
Die Zeit
hat Huntington Park
viel abverlangt.
Krisen,
sie kamen und gingen,
doch keine blieb.
70er Fabriken schlossen
Orange County verlagerte sich
80er Raumfahrtindustrie schrumpfte
Viele wurden arbeitslos
90er Immobilienmarkt implodierte
Menschen zogen weg
Ein Landstrich der Veränderungen
Eine Stadt, die sich neuerfindet,
sich behaupten muss,
ohne den Anschluss
verlieren zu wollen.
Misere beherrschte alles,
doch nicht die Zeit.
Die Straße der Karmeliter
Name nach ehemaligem Karmeliterkloster,
säkularisiert,
heute nur noch Straßenname,
Hotelname.
Vereinzelte Passanten
steigen Rue hinauf,
hinauf zum Panthéon.
Rue des Carmes
unscheinbar
auf den ersten Blick,
besonders
auf den zweiten.
Kloster suchte Ruhe,
Fußgänger findet sie.
Rue des Carmes
bringt Abstand
zur Hektik,
Einkehr
zu sich selbst.
Oben am Panthéon
ist man angekommen.
am Ende der Rue
aber bei sich selbst.
Die Aussicht von den Hügeln
Schneebedeckte Berge am Horizont
Meer in Sicht
Downtown ragt heraus,
wie immer, stets sichtbar.
Hochhäuser als Blickfang
einer niedrigen Metropole.
Gräberfeld in der Nähe
Sandwege ebenen sich darauf.
Eine explodierende Stadt,
in allen Himmelsrichtungen.
Das Auge, es sieht sich satt.
Nirgends existieren solche Welten
so nah beieinander.
Vermeintliche Gegensätze
leben hier nebeneinander
und miteinander.
Aussicht,
die einem eine Lektion
erteilt.
Lektion fürs Leben
Erfahrung für immer
Manch klärender Blick
sagt mehr als tausend Erklärungen.
Vom Bellen eines Schäferhundes
Nicht nur der Biss geht durch Mark und Bein,
nein, auch sein Bellen kann durchdringend sein.
Es kommt der Schall auf einen zu,
als wäre man sein nächstes Ragout
oder die Haxe von einem Schwein.
Wo der Luxus haust
Im Zentrum
gleichzeitig selbst Zentrum,
architektonisch gleich,
harmonisch.
Mal Place Louis le Grand,
mal Place Vendôme.
Illustre Häuser
ringsum,
illustre Säule
in der Mitte.
Weltbekanntes Hotel.
Weltbekannte Edelsteine.
Weltbekannte Bank.
Chopin.
Alles überthront von
einer Säule,
Trajansäulenkopie,
Bronzerelief
aus Kanon von Austerlitz.
Überall große Namen,
oben
an der Seite,
auf der Straße.
Es ist ein großer Platz
im Übertragenen,
im Echten.
Das Große hält sich
hier
durch die Jahrhunderte.
Die Anstrengung der aufstrebenden Nation
Für lange Zeit geknechtet,
frei waren sie lang nicht
und so beginnt ihr Licht
vielleicht noch länger zu brennen.
Mit Drogen vollgepumpt
und unter Fremdherrschaft.
Jetzt richten sie sich auf
und haben ihren Lauf.
Eine Nation begehrt auf,
die lassen sich nichts mehr diktieren,
denn eins wollen sie nicht: Verlieren!
Die Anstrengungen sind enorm
und enorm ist ihr Gewinn.
Ihr Lohn ist der erste Platz
und ein wirtschaftlicher Schatz.
Die Lichter spiegeln sich im Denk-Pool
Eine Wandelhalle
Das ist sie
Flüssig und kalt
Aus Wasser bestehend
Eine Kneippkur
Für zwischendurch
Ein Pool zum Nachdenken
Man wandelt in kurzer Hose,
bis zum Knie im Wasser.
Zeit zum Reflektieren
Zum Hals steht einem
das Wasser nie.
Eine Möwe hat sich,
genau hierher verirrt.
Vom Strand aus,
da muss sie hinüber
geflogen sein.
Um über etwas
zu brüten.
Ein Bunker als Zuhause
Wohnambiente kommt nicht gerade auf,
doch dafür Sicherheit zuhauf.
Mit einem Bunker als Haus,
hält man sich die Einbrecher raus
und Aufdringliche von Versicherung und Verkauf.
Die Vulgarisierung der hohen Schneiderskunst
Aus aller Welt
fliegen sie heran
zum Pariser Modezirkus,
flattern aufgeregt herum,
Aushängeschilder der Milliardenindustrie:
Werbegesichter,
Werbekörper.
Austauschbar,
völlig missverstanden,
nicht wichtig als Person,
wichtig als Werbefigur,
schnell fallengelassen,
neues Werbegesicht,
neuer Werbekörper.
Musik und Stoffe toben,
atemberaubende Locations,
Eisberge
extra eingeflogen.
Umweltschutz?
Na klar!
Eisberg wieder zurückgeflogen.
Alles für 15, 20 Minuten,
dann Kleiderzauber beendet,
Kamerasurren verendet.
Bis zur nächsten Show.
Zur nächsten Saison.
Die Dauerschreiberin
Quotenkönigin,
Leserschaft
überspringt
Kontinente.
Danielle Steel,
ein Magnet
auf der Bestsellerliste.
Ihre Karriere –
ein Hindernislauf.
Langsam flatternde Anfänge,
gemächliche Wegstrecken,
Anfang der achtziger
Riesendurchbruch
mit Verfilmungen.
Ein Erfolgsozean,
Erfolgswoge um Erfolgswoge
brandete an den Steel-Strand.
Eine franko-amerikanische Seele,
erneut in Paris beheimatet.
Eine Kontinent-Jetsetterin
mit Schreibdauerabonnement.
Der Schatz Lothars I.
Immerzu von Jahr zu Jahr
sucht man den Schatz von Lothar.
Niemand hat ihn bis jetzt gefunden.
Schatzsucher gehen in neue Runden,
vielleicht wird einer ein Abenteuer-Star!
Schulausflug zum Flughafen
Schüler und Flughafen
Keine Reise, sondern ein Besuch
Zu den zukünftigen Flugmodellen
Zu der Aerozukunft
Wie werden sie aussehen,
die neuen Fluglinien und -objekte?
Wissbegierig schauen sie zu
Unterricht zum Anfassen
Zum Miterleben
Selbst der Gelangweilteste dreht auf
Schüleraktivierung?
Hier gelingt sie
par excellence
Berechnungsmodelle am Laptop
Mathematik kann aufregend sein
Ein Schulausflug,
den keiner von ihnen
vergessen wird.
Die geglückte Anwendung der Algebra
Nur die Zahlen zu erfinden,
dass kann keine Wissenschaft binden.
Die Ziffern müssen gefüllt werden,
sonst löst man keine mathematischen Beschwerden.
Nur die Zahlen ganz allgemein,
die sind ganz nett, aber doch zu klein.
Da müssen weitere Erfindungen hinzu,
sonst bleibt es im Ungefähren, im Nu.
Dafür hat man die Algebra erfunden,
die kann heilen die Zahlenwunden.
Die füllt gekonnt die große Lücke,
macht aus dem Matheelefanten eine kleine Mücke.
Vom Königspalast zur Lasterhöhle
Ruheoase.
Stilletresor.
Ganz nahe der rue de Rivoli.
Richelieu errichtete den Palais im siebzehnten Jahrhundert.
Hundert Jahre später Spielhöllenzentrum, Prostituiertentreffpunkt,
Gaunergeheimtipp,
laut, pöbelhaft, verrucht.
Von den Kommunarden im neunzehnten Jahrhundert niedergebrannt.
Später wiederaufgebaut.
Stil der Hoch-Renaissance heute wieder da.
Bekannte weiß-schwarze Säulenstümpfe seit 1985 im cour d’honneur.
Das Kunstvolle beherbergt die Kunst.
Besucher suchen Theater und führen es selbst auf.
Ein doppelter Theaterbesuch.
Der Landsitz im Nirgendwo
Was hilft einem das schönste Landgut,
wenn es mitten in der Pampa ruht?
Man ist umgeben von der Natur,
von weitem Feld und ruhigem Flur.
Wie abseits ist dies Weingut!
Das künstliche Eiland
Viele Geraden und Ecken
Abgezirkelte Küste
Welche Landschafts-Geometrie!
Hier wurde eingegriffen,
die Natur ersetzt
und Neues geformt.
Terminal Islands Form,
sie erinnert an nichts.
Konturloses Eiland
Ein Terminal als Insel
Eine Verladeinsel
mit Kränen als Arme
Drei Brücken
binden sie
ans Festland fest.
Als würde sie sich
festkrallen…
Das unterirdische Verkehrslabyrinth
Farbenfrohes Liniengewirr,
enträtselt vom Einwohner,
entmystifiziert vom Pendler,
entnervt der Tourist.
Nummern und Farben?
Wer erklärt?
Unterirdische Gänge,
mal weiß gekachelt,
mal bunt im Mosaik,
stets lang,
oft im Gedrängel,
selten leer.
Wunderwege durch
das unterirdische Labyrinth.
Auf der Bahnsuche
zum Monument
zur Arbeit.
Sm Schluss
landet jeder,
wohin er gehört.
Europäisches Flair am Fußballplatz
Fußballrasen
Das Leder,
es rollt.
Zwei Tore
Weiße Linien
Ein Schiedsrichter
Zwei Mannschaften
Man glaubt,
in Europa zu sein.
So weit entfernt
und doch so nah.
Ein Stück Heimat wiedergefunden
Mitten in der Fremde
Ein heimisches Sport-Flair
Ein Hauch von der alten Welt
Am Fußballplatz,
da kann er gespürt werden,
der europäische Geist
und das mitten in den USA.
Das Grauen hinter dem Vorhang
Wenn der Stoff sich leicht bewegt
und man den größten Schrecken erlebt,
wenn der Atem plötzlich stockt
und man sich nervös hinhockt,
dann hat nur harmlos der Wind geweht!
Die schadhafte Gasleitung
Gaffer gaffen heran,
weiden sich an zerstörten
Eingeweiden
des stolzen Stadthauses,
das in zwei Hälften zerteilt
von brutaler Kraft
aus der Gasleitung.
Gasgemisch fordert
keine Toten,
doch einige Verletzte.
Die persönlichen Habseligkeiten
den neugierigen Blicken
dargeboten,
Bewohner verstört,
suchen den Lebenskern,
die gleichgültige
Alltagshülle abgestreift.
Panikattacken am Rondell
Grüner Halbkreis aus der Luft,
von unten
ein weißes Betonrondell,
das jeden Besucher
zu erschlagen droht.
Beklemmungsgefühl
Einsturzangst
Eine Panik,
nicht rational,
sonst wäre es ja
keine Panik.
Man wird erdrückt,
von dieser Konstruktion,
allein der Anblick
lässt erschaudern.
Ein Pferd als Hotelemblem,
als wollte es davongaloppieren,
weit weg,
bevor es einstürzt.
Schlimmste Ängste
Kreisende Unruhe
Besorgnis mit jedem Schritt
Ein zeitloser Gesellschaftskritiker
Shakespeare
der Franzosen.
Ein Mann taucht
hinter seinem Werk ab.
Molières Autorschaft
bis heute
von Zweiflern verfolgt.
Seine Truppe
gebar die Comédie-Française.
Gesellschaftskritik
brettert über die Bühne.
Beißende Charaktere
buhen die Dummheit
aus. Zuschauer
schmunzeln
über sich selbst.
Seine Geschichten
durchschritten
die Jahrhunderte,
tänzeln
bis heute
anmutig
über die Bühnen.
Ausgefallener Motor – ausgefallener Trip
Ist das Auto Schutt
und der Motor kaputt,
dann fällt die Reise aus
und man bleibt Zuhaus,
so als regnete es Schmutt.
Schutz statt Beobachtung
Unter der Glasglocke
ewiger Beobachtung
geht das Leben ein.
Wahrer Schutz
diskret, im Hintergrund,
kein Ausspionieren.
Wer beobachtet, tötet
Vertrauen.
Wer schützt, gewinnt
Vertrauen.
Überwachungsriese
ragt bis ins Weltall,
seine Augen sehen
hinab, erspähen
den letzten Winkel;
auf der Erde gigantische
Fußstapfen, Privatsphäre
plattgetreten.
Der stille Haarkünstler
Quirlige Straße
voller Geschäfte.
Eines unbezahlbar,
ein Coiffeur,
mittendrin,
unauffällig.
Grandiose Schnitte,
immer modisch
Scheren-Avantgarde
Beratungstempel
Gesichtsschmeichler.
Ein Besuch dort,
eine Reise zu sich selbst.
Und herrliche Haarpracht
obendrein.
Ein Handwerkskünstler
Ein Kunsthandwerker.
Welch Figaro!
Kühler Genuss auf Rädern
Eine Mozartmelodie
lockt eishungrige
Zungen
zum bunten Eiswagen.
Zwei Räder,
zwei Schiebegriffe,
das Eis
kommt hier
auf die altmodische
Art daher.
Die Geschmacksrichtungen
erprobt,
wenige neu.
Schlangen umgarnen
die nette Verkäuferin.
Die Auswahl
wie eine wählerische
Frau, entscheidungsschwer,
die Zeit muss
geduldig sein.
Verfrühte Kürbisernte
Mit vielen Pestiziden besprüht
und dann auch noch geerntet verfrüht,
das haut den besten Kürbis um,
der wächst klein und richtig krumm,
auch wenn der Bauer sich so sehr bemüht.
Die unbekannte grüne Perle
Ein Nachbar des Périphérique
mit leichtfüßigem Frauennamen,
die Grünanlage Séverine.
Winterverschneit,
die grünen Bänke
von einem weißen Mantel zart bedeckt.
Weißer Puderzucker
auf den schmalen Ästen.
Weiße Enten
mit orangenen Füßen
traben durch ihr Revier.
Ein Zaun hegt sie ein,
schützt ihren Teich
vor dem Fußgetrappel
vieler Kopfloser.
Im Jahre 1933 eröffnet.
Idee eines Arztes,
Albert Besson,
zur Erbauung der Kinder
und Erwachsenen.
Viele Rasenflächen,
viele Bäume,
viele Arten,
Ein Spielplatz mit
Kinderlachen,
das Ping-pong der
Tischtennisspieler.
Die Geräusche bleiben
heden Tag gleich
Sie wehen herbei,
wehen von dannen,
seit Jahrzehnten
bleiben sie sich treu.
Die Namenspatronin
Caroline Rémy,
genannt Séverine,
ein Freigeist der Frauen,
hätte ihre Freude gehabt.
Die Crêperie im Schatten der Kirche
Es gibt sie,
die Geheimtipps,
auch in Paris.
Die Crêperie beim Sacré-Cœur
gehört dazu.
Kein Name, naturellement.
Aber eine Beschreibung:
gelbes Dekor,
braunes Geschirr,
familiär,
prompt
köstlich.
Crêpe Suzette,
Crêpes Farine de Froment
und die Galettes,
die Schwester der crêpes
aus Buchweizenmehl.
Unendliche Beläge,
salzig oder süß.
Sie durchzuprobieren,
eine Jahresbeschäftigung.
Keine schlechte.
Denkt an den Cidre!
Beste bretonische Tradition.
Die Sandwolkentäuschung
Eine Sandwolke wirbelt auf,
doch nicht durch des wilden Windes Lauf.
Autos fahren auf dem Sand im Kreis,
da bricht dem Drohenvoyeur aus der kalte Schweiß.
Von da oben sieht er den Boden nicht mehr,
auch seine Zielperson macht nichts mehr her,
nur Körner so weit man blickt,
das für den Geheimdienst sich nicht schickt.
Ungebetener, nächtlicher Besuch
Nachts kommt ein Dieb,
den hat niemand lieb.
Er stiehlt viele Sachen,
wird eines Tages erwachen
mit einem unsanften Hieb.
Der Abend dämmert über der Stadt
Milde Sonne,
entspannter Abend,
sanfte Abendstrahlen
gleiten über Sacré-Cœur.
Gemächlichen Schrittes,
entspannten Blickes
gehen die Einwohner dahin.
Das Zwielicht
spielt mit den Schatten,
die Tagesklarheit dahin.
Ein genussvoller Anblick:
Eine Metropole bettet sich
zur Ruhe,
vom montmartreksen Hügel
aus alle(s) im Blick.
Das Schattendasein der Züge
Im Schatten fahren sie.
In der zweiten Klasse reisen sie.
Ein Schattendasein führen sie.
Die Züge
Man fliegt,
über sie,
übergeht sie ständig.
Die Flugzeuge gewinnen,
jeden neuen Tag,
deklassieren ihre Stahlkollegen.
Niedergang in der Vogelperspektive
Schnell will man reisen,
große Distanzen in kurzer Zeit.
Eine gemächliche Reise?
Eine ruhige Tour durchs Land?
Auf keinen Fall!
Warum auch?
Man kann den Bahnhof von oben,
doch viel besser sehen.
Winterballett
Sie schlüpfen in ihren weißen Pelz,
legen ihn elegant über die Schultern,
stolzieren selbstbewusst herum.
Die fehlenden Blätter
nehmen den Tuilerien
nichts von ihrer Pracht.
Glanzvoll.
Königlich.
Majestätisch.
Erhabenheit
ruht
über dem Areal,
Stille, Stolz.
Die Besucher schreiten
angesteckt
von der klirrenden Pracht
die Alleen entlang.
Blattleer,
touristenleer,
geschichtsvoll.
Tuilerien im Winterballett,
Tuilerien weihnachtskokett.
Mitternächtlicher Festschmaus
Nachts etwas essen,
sollte man vergessen.
Das sind unnötige Kalorien,
viel zu viele Kilojoule-Energien,
besser sein Gewicht messen.
Riesenräder mit Tradition
Zur Weltausstellung 1900
ins Leben gerufen,
die Tradition des Riesenrads.
Eine Heimat auf dem Concorde-Platz,
weithin sichtbar,
zentral.
Ein erstes Leben,
37 Jahre lang.
Erst 1999 wiedererweckt,
2002 nach Urteil abgebaut,
verkauft.
Ostern 2010
tritt das Riesenrad
eine neue Herrschaft an.
Vier Wohnorte
im Verlaufe des Jahres:
im Frühling auf der Foire du Trône,
im Sommer im Tuileriengarten,
im Herbst im Bois de Boulogne auf der Fête à Neuneu,
Winterquartier Place de la Concorde,
dort, wo alles begann.
Schwimmen im Y-Gewässer
Trainierter Schwimmer,
der seine Runden abreißt.
In der Y-Form der Lagune
schwimmt er von einem Ende
zum anderen hinüber.
Und das wieder zurück!
Ein Buchstabe,
der eine Lagune formt.
Seltenheitswert!
Solch rare Formen,
nimmt die Natur kaum je an.
Es verdreht ihm den Kopf,
diese seltsame Konstellation.
Von künstlichen Naturformen
Vom Rosthirsch zum Fahrrad
Die Geschichte der zwei Reifen,
die kann sich einfach niemand verkneifen.
Früher fehlte das Pedal,
heute ist die Kette ganz normal.
Bitte einölen und nicht einseifen!
Abend-Rendez-vous an der Fontaine
Geheimnisvoll schimmert
im Dämmerlicht
das Wasser
in der Fontaine du Trocadéro.
Der Abend hat sich
über Paris gesenkt,
den Trocadéro
in Spaziergangemsigkeit
getaucht.
Paare, Touristen, Verkäufer,
ein jeder wandelt umher,
sucht Zweisamkeit, Parisgefühl, Geld.
Die Wasserstrahlen
jagen empor,
von unten angeleuchtet.
Ein Rendez-vous am Abend
an der Fontaine du Trocadéro,
ein Muss für alle Parisliebhaber,
Einheimische und Besucher.
Vom Haus ins Bötchen
Mehr Boote als Häuser
Eine Anlegestelle,
statt eines Gartens.
Wohnen auf Gilbert Island,
da ticken die Uhren
gehörig anders.
Das Boot als Fortbewegungsmittel,
es scheint das Auto abgelöst zu haben.
Hier unten ist ein schwimmender Untersatz
mehr wert als ein fahrbarer.
Ein eigenes Boot ist quasi Pflicht,
Bootsausflüge die neuen Sonntagsfahrten.
So ändert das Leben am Pazifik,
den Alltag der Leute.
Ende
© 2021 Nicolette Marquis https://www.carminis.de