Gedicht und Limerick – Schaffensphase Januar – Februar 2003
Barbecue am Sandstrand
Nur wenige Strände
sind so liberal,
dass Barbecues erlaubt sind.
Ein Fest am Strand
Mit gutem Essen
Hier möglich
Ein Grillabend unter Freunden
Ein Sonnenuntergang
Man kann ihn besser genießen,
mit vollem Magen.
Das kulinarische Strandfest
Fest der Köstlichkeiten
Zusammen essen
Gemeinsam schlemmen
Gemeinschaftlich verzehren
Verbrüderung und Verköstigung
Ein Zeichen des Zusammenhalts
Das schweißt zusammen
Eine Gemeinschaft im Sand,
eine Gruppe am Strand,
Freunde am Meer.
Ein leichter Essensgeruch,
er schwebt und verflüchtigt sich,
über dem Wasser und den Wellen.
Buchläden und die Digitalisierung
Büchercharme
in einer Zeit,
in der niemand mehr liest.
Weiße Säulen
inmitten von Seiten
Bücherwelt
Hier wird gestapelt,
was Regale halten können.
Halbkreise aus Büchern
Es platzt
aus allen Nähten
und alle genießen es.
Papierrenaissance
Lesen ist wieder in.
Der letzte Buchladen?
Hoffentlich nicht!
Auch wenn ringsum
alles digitalisiert wird,
hier eine Bastion,
wert zu verteidigen.
Analoges Gegenmodell
Papier statt Bildschirm
Es muss nicht alles blinken,
was Spaß machen kann.
Stille Buchstaben sprechen
Geschichten wachsen und gedeihen
Ewiges Treppensteigen
Wer hat nur die Stufen erfunden?
Wohl diejenigen, die die Höhe erkunden.
Es schmerzt das Bein,
es steigt die Pein,
nach Blasen folgen Wunden.
Das bedeutende Palais
Wer wandelte schallend
lachend durch den Garten?
Voltaire, Komödianten aller Arten.
Das Palais den Besitzer
oft gewechselt,
die Steine raunen
von den jeweiligen Launen,
sie flüstern von rauschenden Festen
mit Hunderten von Gästen.
Verkleidungen aller Arten
bei den Maskenbällen der verschiedensten Sparten.
Einige berühmt, die meisten vergessen.
Ihre Schritte verklungen, ihre Gespräche verstorben,
manches doch gar sehr verdorben.
Letzter europäischer Besitzer
vor dem Ausverkauf,
der Reigen der Abstrusitäten
nimmt seinen Lauf.
Öl sprudelt mitten im Champagner,
ein mysteriöser Brand,
gelegt von Menschenhand?
Die Verwaltung gibt ihren Segen,
nichts scheint ihr zu verwegen.
Das Palais haucht seine Seele aus,
willkommen zum makabren Schmaus.
Die Geburt der Untergrundbahn
Große Pläne,
festliche Feiern,
danach Straßen aufgerissen,
Tunnel gegraben.
Vieles unterhöhlt,
arme Teufel verheizt
zum Bau des Prestigeobjektes:
neues Jahrhundert.
nicht zurückstehen.
schnell voran.
auch Risiken eingehen.
Sich unter der Seine durchwühlen,
Wassermaulwurf spielen.
Tote durch Ertrinken.
Schnell weiter!
Pläne verwirklichen,
Zeitpläne einhalten!
Schufterei
in Hitze
in Kälte,
klamm,
verstaubt.
Immer mehr bunte Linien
flitzen bald über den Plan.
Die Leute freuen sich über die neue Bahn.
Fortschritt, modern,
das neue Jahrhundert willkommen
geheißen.
Heute Gleichgültigkeit,
die Opfer vergessen,
die Pionierarbeit verkannt
Risiken unbekannt.
Sie verdienen ein Denkmal,
die namenlosen Erbauer.
Die Tonaufzeichnung, die alles aufdeckt
Die Anschuldigungen sind wahr,
die Stimmen klar erkennbar.
Es gab schon einige Hinweise,
doch nun lieferten sie selbst Beweise.
Hinter Gittern verbringen sie das nächste Jahr!
Der sumpfige Stadtteil
Einst sumpfig, später
adlig,
dann Handwerker,
heute hip.
Einwohner am Rande,
kämpfen um ihr Viertel.
Galerien, teure Apartments
bedrohen sie.
Die Bäckerei – ein Schuhgeschäft.
Place des Vosges – unbezahlbar!
Herrschaftliche Atmosphäre,
die noch umsonst.
Jüdisches Zentrum
rund um die Rue des Rosiers,
koscher,
orthodox,
daneben alternativ.
Freiluftmuseum.
Touristendestination.
Marais, versinke nicht im eigenen Ruhm!
Schütze deine Einwohner,
du bist ihr Viertel!
Touristen ja –
Seelenausverkauf nein.
Rette dich aus dem Sumpf!
Der gefühlskalte Informant
Seelenloser Auftragnehmer
Ohne Emotionen verkauft er alles
Informationen sind eine Ware
Und er der beste Händler
Schlechtes Gewissen?
Durch Geld ruhiggestellt!
Rücksichtnahme?
Durch Einnahmen ausgelöscht!
Ohne Gefühle, Personen zu schaden,
eine Kunst der Abartigkeit.
Perfektion im Verrat
Höchstleistung im Seelenverkauf
Der nicht ernstgenommene Nachbarschaftsrat
Ernstgenommen,
das wurden sie nie.
Eine kleine Vertretung
im Stadtparlament.
Zweite-Klasse-Vertreter
Wer achtet schon Central-Alameda?
Man ist klein
und unbedeutend
wirtschaftlich kein Schwergewicht.
Andere Teile LAs,
die haben die Macht
und das Ansehen
sowie viel Geld.
Davon kann Alameda nur träumen.
Komplexe entwickeln sich
Kooperationen scheitern
Ein Nachbarschaftsrat führt Krieg.
Ein Park für die Einheimischen
Nur Einheimischen bekannt.
Begrüßt durch das Karussell
am Rand,
ewig es dreht,
dreht, dreht, dreht,
Kinder schwebt, schwebt, schwebt
auf Pferden, Fahrrädern, Kutschen
im Kreis.
Nebenan segeln Schaukeln
tiefgrün
durch die Luft.
Heiteres Kreischen.
Dann Sandwege,
vorbei am Teich,
kleine Kaskade,
künstlich,
aber wirkungsvoll.
Große Pause vom ewigen Gebrumme.
Grün, grün, grün,
luftig,
Seele baumelt,
auf grüner Bank.
Entspannte Schritte durch den Sand.
Kinderwagen allenthalben.
Kleine Augen sehr begeistert.
Batignolles, seid weiter unbekannt!
So herrlich! So verkannt!
Der unaufhaltsame Fall eines legendären Hotels
9400 Culver Boulevard
Legendär klingende Adresse
Harry Culver, Charlie Chaplin
und natürlich John Wayne,
sie alle waren Eigentümer.
Filmkulisse für große Kinohits
Es gibt keinen Hollywood-Namen,
der nicht nächtigte in diesen Hallen.
Selbst Eisenhowers Wahlkampfbüro
war zu finden hier.
Ein Stück Geschichte preisgegeben,
dem Verfall anheimgefallen.
Ein stolzes Haus verfällt.
Unaufhaltsamer Hollywood-Wandel
Opfer der eigenen Schnelllebigkeit
Pechvogel seiner selbst
Der Glanz, er bleibt.
Wenigstens das nimmt keiner.
Begegnung mit dem Meister
Einmal traf ein richtig Dreister
seinen überragenden Meister.
Mit ihm konnte er sich nicht messen,
das war sofort zu vergessen.
Er kam sich vor wie ein Kleinster.
Erwacht aus langem Dornröschenschlaf
Hotel mit eigenem Adjektiv
– ritzy – .
Unikum.
Versteckter Eingang am Place Vendôme,
keine große Kulisse,
auch drinnen
keine riesige Halle,
bewusst so erdacht
von César.
Überhaupt sehr praktisch
im Erlesenen,
das erste Hotel in Paris
mit eigenem Bad.
Heute verströmt es Geschichte,
Geschichten.
Tratsch hinter vorgehaltener Hand.
Ein Hort der Reichen,
der sich behauptet
durch Kriege und Krisen,
Jetzt erstrahlt das Haus in neuem Glanz
nach langem Dornröschenschlaf.
Ein glückloser Radioverkäufer
Das Radio in der Hand,
schreit er auf und ab,
einer soll eins kaufen,
das wäre ganz gut fürs Land.
In seinem kleinen Karren,
da wimmelt es davon:
Viele Radioarten
in allen bunten Farben.
Er ist so stolz
auf sein kleines Sortiment!
Doch hat er die letzten
20 Jahre glatt verpennt.
Niemand sagt „Oho“,
sieht er heute noch das Radio.
Spendierhosen voller Milliarden
Sie haben Millionen
und Milliarden gemacht.
Das ganze Land
kennt ihre Namen.
Ihre Unternehmen florieren,
ihr Vermögen vermehrt sich,
Hand in Hand
mit den Aktienindizes dieser Welt.
Und so sitzen die Spendierhosen,
recht locker um die Hüften.
Die USC finanziert sich,
auf diese Art und Weise.
Amerikanische Spendenkultur
Eine Geste der Großzügigen
Manch Halle oder Arena,
tragen ihre Namen.
Namen, die ohnehin
schon jeder kennt.
Ein weit verzweigtes Stollensystem
Es gibt so viele Kontrollen
in den ganzen Stollen,
doch Schmuggler erwischt man nie,
die kommen durch irgendwie,
da kann man schon anfangen zu grollen.
Ein Duftkokon
Duftender Kokon
am Rande der Place Vendôme.
Schrein edler Wässerchen:
Flakons in Tropfenform,
Flakons in Ballonform,
Flakons in Kastenform.
Altmodisches Holzdekor,
zitronengelb, Intarsien, weiß,
Reliefs stechen hervor
mitten in die Farbenpracht.
Lippenstifte auf durchsichtigen Säulen,
Nagellack in Rosenblüten,
Lidschatten hängen
unsichtbar von der Decke herab
in einem Regenbogen.
Makeup, Parfüm
zelebriert,
die Französin hofiert.
Es ist so schön –
es scheint falsch.
Und doch ist alles wahr –
auch der Preis.
Die Selbsthumoristin
Eine Schriftstellerin
wider Willen.
Kranke Tochter
mit Pippi Langstrumpf
erheitern.
Mit Humor
durchs Leben,
kämpferisch für Kinder,
für Tiere.
Eine Kinderwelt
voller bekannter Figuren:
Ronja Räubertochter läuft
mit Madita
um die Bekanntheitswette.
Michel aus Lönneberga
spielt mti Kalle Blomquist
Verstecken.
Die Kinder aus Bullerbü
klopfen allen
auf die Schulter,
am herzlichsten
Astrid Lindgren.
Uralte Bände der Klosterbibliothek
Hier kann man verweilen
beim Schatz der alten Zeilen.
In diesen alten Bänden
kann man stundenlang wenden
und ihre Weisheit teilen.
Das Haus des Kulturerbes
Zeitreise ins 19. Jahrhundert
Ein Leben voller Entbehrungen
Harte Zeiten,
solche,
die den Durchhaltewillen stärken.
Kontrastprogramm
Ein Schock für Großstadtkinder
Edukativer Zeitsprung
Augenöffnend und lehrreich
Einschneidend
Tradition erzieht
Vieles Selbstverständliche,
ist es so gar nicht.
Man lernt zu schätzen,
was in der heutigen Zeit,
so alles geschenkt wird.
Das Haus des Kulturerbes,
ein richtungsweisender Besuch.
Der Kaiser der Mathematik
Ein ungekröntes Oberhaupt,
das jedes Mathematik-Problem zerkaut.
Zwar hat er keine Krone auf,
doch Zahlen dienen ihm zuhauf.
Es sind die Ziffern, die seine Untertanen sind,
sie beugen sich vor ihm, er rechnet geschwind.
Egal auf welchem Gebiet die Reise geht,
er jedes Problem sofort versteht.
Jede Lösung findet er heraus,
sein Name lautet schlicht: Gauß!
Arkadengeflüster
Von der Historie angehauchte Arkaden
beherbergen große Modenamen.
Doch gilt dies nicht überall.
Im nördlichen Gartenbereich
finden Kinder ihr Glück
in einem bunten Geschäft.
Wenige Meter später
leiten liebliche Melodien
des Schaufenstergängers Schritte
in eine Bonbonnière voller Spieldosen,
eine Miniboutique angefüllt mit Musikglück.
Gleichfalls im nördlichen Bereich
verspricht das Archiv der Comédie-Française
Papierschätze.
Eine kleine Treppe hinauf,
eine Anmeldung nötig,
winken verstaubte Manuskripte
Briefe,
vergessene Theaterstücke.
Ein begrabener Skandal,
alte Querelen
zwischen Stückeschreibern
und Theaterschauspielern.
Connaisseurs schwelgen
in lange vergangenen
Skandalen der sagenumwobenen Schauspieltruppe
inmitten von Staub.
Die raren Plätze im Archiv sind begehrt
sie versprechen,
sie halten
Erkenntnisse
der Pariser Theaterwelt bereit.
Das Lesen dort dauert und dauert.
Die Wandteppiche des Herzogs
Die meisten Teppiche sind auf dem Boden,
doch diese sind recht abgehoben
und hängen kunstvoll an der Wand,
richtig schön gespannt,
mit der Hand gewoben.
Kreuzfahrt ins Glück für neuen Lebenssinn
Vom Hafenterminal aus
die Welt bereisen
und alles sehen.
Eine Kreuzfahrt,
die alles ändert,
einen Halt bietet,
dem Leben
einen neuen Sinn
geben kann.
Die Reise verändert einen,
sie formt den Geist
kreiert einen neuen Horizont.
Mancher spiegelt sich vor,
einer zu sein,
etwas Sinnvolles zu tun,
ein erfülltes Leben gehabt zu haben.
Doch ohne Kreuzfahrt?
Ausgeschlossen!
Ein ausgehöhlter Untergrund
Eine Stadt
reckt sich,
streckt sich
nach oben.
Dies Wachstum
kontinuierlich.
Die nötigen Steine
aus dem Untergrund,
ausgehöhlt,
stürzt manchmal ein,
Betonspritzen helfen.
Unterhöhlte Schöne
birgt Geschichte
im ausgehöhlten Leib:
Gänge ohne Wiederkehr,
alte Straßennamen,
Kapellen ohne Zugang,
verlassene Friedhöfe,
Steinquader nebst
passendem Werkzeug,
liegengelassen,
als ob der Steinmetz
gleich zurückkehrte.
Untergründige Geheimnisse,
geheimnisvoller Untergrund.
Das Unten
erzählt
die unergründlichsten Geschichten.
Ostermesse und Wiederauferstehung
Die wichtigste Messe
des ganzen Jahres
Der Höhepunkt
der Christenheit:
Die Ostermesse.
Wiederauferstehung
von den Toten
Ewiges Leben
nach dem Tod
Botschaft der Hoffnung
und der Inspiration
Kontinuität über das Elend hinaus
Tiefere Bedeutung allen Seins
Die Kirche,
sie verleiht einen
würdigen Rahmen.
Feierliche Atmosphäre
Ein Fest wird zelebriert,
seinem Rang gemäß.
Heftige Eheprobleme
Wer in den Hafen der Ehe einkehrt,
dem das Leben eine Lektion beschert.
Streit ist an der Tagesordnung,
genau wie keine Einigung.
Alles, was an den Nerven zerrt!
Verirrte Kataphile
Kalt, muffig,
unterirdisches Straßenreich,
Höhlen unter der Stadt.
Könige des Kalksteinreichs,
genannt Kataphile,
erkunden die
verlassenen Steingalerien.
Im Dunkeln führen
Schleichpfade
durch stetig niedrigere,
schmalere Gänge.
Abstiege durch Luken,
weiterroben
auf dem Boden,
unter Rohrgeflecht
hindurch.
Man taucht hinab,
taucht einsam,
taucht still.
Der Tiefenrausch
schwillt an,
je tiefer,
desto stärker
zieht er in den Bann.
Manch Kataphiler verlor
sich in seiner Erkundungslust
in unbekannten Stollen,
verschluckt
vom Bauch von Paris.
Stunden vor dem Opernauftritt
Lampenfieber steigt
Die Aufregung
droht sie zu übermannen.
Unsichtbare Hände
Sie schnüren den Hals zu
Welch unbarmherziger Griff!
Atemnot
und doch genug Sauerstoff
Die Hände schwitzen,
der Puls pocht,
der Blick wird wirr.
Neben sich stehen
Eine Qual dieser Auftritt!
Wie soll sie ihn überstehen?
Versagensängste
Noch ist der Saal leer.
Nur die Stühle sind es,
die sie anstarren.
Noch.
Herausfordernde Arbeitsbedingungen
Immer in die frische
Luft getaucht,
sommers wie winters.
Der Kutscher
ein Spielball
der Elemente.
Kein Schutz
nimmt ihn
auf den Schoß.
Gallionsfigur
der Kutsche.
Winterkluft:
dick eingemummelt
Schal vor dem Mund,
Mütze tief ins Gesicht,
zwei Jacken,
Decke für die Beine.
Ein frierender Kutscher –
ein schlechter Kutscher.
Vergiftungserscheinungen
Ein Schluck vom falschen Becher
und es jubelt der Rächer.
Das Gift breitet sich aus,
für Arterien und Venen ein Graus.
Man wird zusehends schwächer.
Nervige Neffen
Immer lauter dumme Ideen im Kopf,
selten Anstand und Umsicht unterm Schopf.
Meine Neffen toben herum im Haus,
ihr Lärm ist allen ein Graus.
Mit Vorliebe ärgern sie Katze und Hund,
werfen dem armen Getier Müll in den Schlund.
Drum müssen sie heute dem Vater im Garten zur Hand gehen,
statt immer nur sinnlos der Arbeit im Wege zu stehen.
Die Halbkreisstraße
Ein Halbkreis
ohne Pendant.
Dazu verdammt,
eine Hälfte zu sein,
einen kurzen Bogen zu beschreiben,
mitten in Paris.
Bei genauerer Betrachtung:
kein Halbkreis.
ein gerundetes Dreieck.
Mysteriös.
Ungewöhnliche Straßenform.
Gibt Rätsel auf.
Absicht?
Architektonisches Versehen?
Geheime Botschaft?
Wer gibt Antworten
zur gebogenen rue Laferrière?
Zu Gast im Schokoladenhimmel
Schokoladenmanufaktur
königlicher Schlünde.
Debauve & Gallais
für Kenner
der Qualitätsstempel.
Marie-Antoinette
Inspiratorin
für Medizinschokolade,
kreisförmige
Schokoladenstücke.
Ein Sortiment
wie im Schokoladenhimmel.
Erstklassige Zutaten
vermählen sich
mit extravaganter
Handwerkskunst.
Rechteckige Blöcke,
Bonbons,
ovale Schmuckstücke
winken dem
süßbegierigen
Besucher zu.
Die Probe,
eine Gaumenode.
Die Entscheidung
unmöglich.
Rettende Schrecksekunde
In der Bahn lauf ich die letzte Runde,
dann habe ich meine Schrecksekunde:
Das Rennen ist noch gar nicht vorbei,
in den Schlussspurt geht die Lauferei,
an den Füßen habe ich Blasen und eine Wunde.
Stilles Parkflanieren
Ein Park wie ein breiter Boomerang.
Von der Form wie von der Gewohnheit.
Immer kehrt man zurück.
Nie hat man genug,
nie alles gesehen.
Im Frühjahr sind die Blätter grüner.
Im Sommer die Blumen prächtiger.
Im Herbst sind Bäume gelb.
Im Winter steht alles still.
Eine herrliche Ruhe
überzieht den Park, durchzieht den Park.
Schnell verschluckt die wenigen Schritte.
Keine klirrende Kälte,
doch wenige Besucher.
Am besten flaniert es sich
im September.
Ein herrlicher Monat:
sonnenvoll, hitzearm.
Perfekte Parkbedingungen.
Rund um den künstlichen See,
Blick auf den Sibyllentempel.
Hoch oben auf dem Felsen,
es grüßt ein Hauch Nostalgie.
Die Apotheke an der runden Hausecke
Das Medizinschränkchen des Viertels,
die Pharmacie du Tertre.
Charakteristische grüne Lettern
prangen.
Halbrunder Eingang.
Erdgeschoss eines Fünfstöckers
in der halbrunden Abschlussseite.
Wege kreuzen sich
rue Cortot und rue du Mont-Cenis.
Von allen Seiten strömen Kranke,
suchen nach Heilung,
nach Heilsversprechen,
gelockt von zwei grünen Kreuzen,
Symbolen der Gesundheit.
Mild belächelt vom Wasserturm
genau gegenüber
stetig, treu,
ein Ruheturm.
Unten ein stetiges Rennen
nach Medikamenten, Vitaminen,
Ersatzsubstanzen.
Die Apotheke gedeiht
im reinen Wohnviertel,
nur eine Galerie
mit Touristentand
nebenan
lockt auch mit Versprechungen,
Wohlfühlen durch Bilder,
ohne Tabletten.
Eine altertümliche Straßenlaterne
die Vermittlerin
zwischen Pharmawelt
und Kunstwelt
auf dem Hügel Montmartre.
Eine Menge notorischer Lügen
Wenn das Wort ihren Mund verlässt,
gibt es ihrem Gegenüber stets den Rest.
Sie kann nicht anders als lügen,
all ihre Ausflüchte und Geschichten trügen.
Eine notorische Lügnerin aus dem Buche.
Immer auf der Suche
nach neuen Opfern,
die sie behandelt gleich Teppichklopfern:
viele Schläge, keine Ruhe.
Sie kippt über den Armen aus ihre Lügentruhe.
Wie lebt man in den Tag hinein?
Wie führt man ein belangloses Leben?
Wie vergeudet man den Tag und zwar jeden?
Wie lässt man sich so richtig gehen?
Wie kommt man auf die dümmsten Ideen?
Man hört auf nach Höherem zu streben!
Pastellpracht im Frühling
Ein Frühlingskleid,
rosafarben,
gar herrlich anzulegen.
Vor Notre-Dame
werfen sich
die Kirschbäume
in Schale,
in die Sommerkostüme.
Pastellparade
für die Touristen,
sanfte Farben
vor der Farbexplosion
im Sommer,
der Betäubung der Sinne.
Ein Hauch Rosa
vor dem Sandstein.
Dies Bild brennt sich ein.
Wie eine Warnung.
Vergängliches vor Ewigem.
Nächste Zwischenstation: Das Gefängnis
Manche Lebensstationen,
sie machen hier Halt:
Im Oktogon-Gefängnis
Achteckige Türme,
die jeden Sturm trotzen.
Massives Auftreten
Breitschultriger Bau
Die Zwillingsachtecke,
ein jeder kennt sie
und viele fürchten sie.
Ein Bunker,
der aus dem Boden ragt.
Ein Gefängnis,
das sich in die Lüfte schwingt.
Imposant und bedrohlich
Es erfüllt seinen Zweck,
durchaus in jeder Hinsicht.
Parallele Zwillingsbassins
Wasserzwillinge
rechts und links
der zentralen Allee.
Bassins der Exedren.
Bilden ein Dreieck
mit dem großen Rundbassin
im Tuileriengarten.
Tanz der Statuen
auf halbrunden Steinkreisen,
ein steinernes Ballett,
eine ewige Tanzpose.
Grünliches Tümpelwasser
umspült ihre Schritte,
Sphinxen wachen
beiderseits,
rätselhafte Wächterinnen.
Zähneklappernde Zustimmung
Wenn die Angst regiert,
der Mut negiert,
wenn die Furcht bestimmt,
der pure Urinstinkt,
die Panik giert.
Im Juli in der Sommeroase
Ein schattiger Platz,
in der Ferne das Wasserbassin.
Kinderlachen, Kinderrufe,
Begeisterung, Freude.
Der erhabene Sénat,
ehrwürdiges Gebäude,
nett anzusehen,
groß, imposant, beruhigend.
Ein Blumenmeer
wogt in Farbe,
Blütenparterre,
Blumentöpfe.
Ein grünes Dach über dem Kopf.
Eine Brise,
eingebildet, doch gefühlt,
lindert die Hitze.
Eine Bank
ganz für mich allein,
ein gutes Buch,
Schatten, Glück, Ruhe.
Der Jardin du Luxembourg im Juli?
Eine Sommeroase.
Das Robbenrefugium
Gigantisches Marschland als Anlaufstelle
Für gestrandete Robben
Jenseits von Industrie und Lärm
Das Natur-Refugium
Kein Moor, kein Meer
Ein Zwischenstadium
Gezeiten gehen ein und aus
Robben ruhen und sonnen sich,
von ihren Meeresabenteuern.
Man hat an die Natur gedacht,
man unterstützt sie weise.
Trotz Wirtschaftswachstum
auch Ökologie im Blick.
Es geht doch beides.
Die Rückkehr der Inquisition
Wer über die Sitten wacht mit Strenge,
maßregelt die Menschenmenge,
wer mit erhobenem Zeigefinger läuft
und seinen Wein ganz heimlich säuft,
der ist ein Inquisitor in der Enge.
Bootsgeflüster bei Nacht
Paris vom Wasser aus.
Keine Abgase,
ein frisches Lüftchen.
Entspannung pur,
vorbeischippern
an Monumenten, Alleen, Wahrzeichen.
Paris lässt sich entdecken
von der Seine,
der gewohnte Blickwinkel
weitet sich,
verändert sich,
bereichert sich.
Man will nicht mehr weg,
von den wogenden Wellen,
den winkenden Passanten,
den einsamen Bouquinisten.
Bootsgeflüster by night,
Musik, Spaß, Tanz,
Paris leuchtet,
das Schiff glimmert,
die Nacht auf dem Wasser
so viel spannender
als die Nacht am Ufer.
Die Seine beglückt
bei Tag und Nacht.
Ungeschickte Schläge auf dem Golfplatz
Ein Golfneuling
Mit dem ersten Blick,
sieht man es.
Ganz sicher.
Den Schläger fest umschlossen,
als wolle er ihn erwürgen.
Unsichere Schritte
Ausholen
Er trifft nicht.
Ein peinlicher Moment
Leichtes Gelächter in der Nähe
Ein roter Kopf
Zweiter Versuch
Getroffen
Doch der Ball,
er landet im Sand.
Ungeschicktes Spiel
Ein Neuling im Golf Club
Ende
© 2021 Nicolette Marquis https://www.carminis.de