Gedicht und Limerick – Schaffensphase Januar – Februar 2000
Der Strand des Königs
Ein Abschied am Strand
Endstück eines Landes
Schiffe fahren raus
Weit weg von hier
Exit-Strand
Sand ohne Wiederkehr
Ohne Abschiedsgruß
Ohne große Worte
Auf Wiedersehen!
Wenn der Blick ins Ungewisse,
zur Fahrt ins Ungewisse führt,
dann ist nur das Ende gewiss!
So trägt ihn der Abschied,
weit hinaus,
hinaus in die Weiten.
Am Strand des Königs,
da gelten andere Gesetze.
Wie ein schöner Strand
zur herzzerreißenden
Trennung wird.
Tausende Abschiede hat er gesehen,
doch dieser eine,
dieser ganz bestimmte,
der wird für immer
in Erinnerung bleiben.
Ein sandfarbenes Gelb,
wird zur Farbe der Trennung,
zum Symbol des Weggangs,
zum Zeichen der Isolation.
Wege über das Meer
Neue Chancen auf dem Land
Aufbruch in einer Abreise
Das Gute im Schlechten
Raytheon und die Luftfahrt
Gigantische Ausmaße
Raytheon-Komplex
Weiße und mächtige Gebäude
Sie künden vom Erfolg.
Erfolg lässt abheben
und nicht selten schweben.
Das Gefühl der Bodenhaftigkeit,
es geht gänzlich verloren.
Fusion mit Hughes Aircraft,
ein krankhafter Pionier.
Getriebener Geist,
der hoch hinaus will.
Sie prägten das Bild,
das Bild von der Luftfahrt.
Untrennbar verbunden
ihre Namen und das Flugwesen.
Tradition, die aufsteigen lässt,
nicht nur in höhere Sphären,
sondern in gesellschaftliche Schichten.
Doch Vorsicht vor dem Fall!
Von weit oben
fällt es lange
nach ganz unten.
Der Abschied des Rabbiners
Der Rabbi macht eine lange Reise
und zwar mit der Bahn auf fernem Gleise.
Die nächste Gemeinde ist sehr weit weg,
drum reist er mit schwerem Gepäck.
Der Abschiedsgruß ist kurz und leise.
Die reichhaltige Kunstschatztruhe
Groß mächtig imposant,
über ein ganzes Carré gespannt.
Es blickt auf den Fluss und in die Stadt,
beherbergt Schätze aus aller Welt,
Malereien, Skulpturen
jahrhundertealt.
Ein Besuch dort nie endet,
immer Neues zu entdecken.
Andacht, Staunen, Grübeln.
Die Kopisten haben es gut,
ihr Arbeitsplatz es ist,
widmen dürfen sie sich,
nach Herzenslust den alten Malern.
Restauratoren im Hintergrund,
sie erhalten das Erbe,
so reichhaltig,
nie ganz zu zeigen.
In den Kellern unfassbare Schätze.
Dornröschenschlummer.
Manchmal erwachen neue.
Faszination der Besucher,
ewiger Magnet.
Per Touristenboot durch die Stadt
Eifriges Fußgetrappel,
gezückte Kameras,
losruckeln,
über den Fluss gleiten.
Ewig gleiche Kommentare
wehen übers Wasser.
Staunende Gesichter,
ausgestreckte Arme.
Hindeuten.
Schönheit.
Bann.
Pausieren, abschalten.
Monumente vorüberziehen
lassen,
ewig prächtig, ewig gleich,
nah und doch weit weg.
Touristenfallen
am Ufer, auf dem Wasser.
Fahrten bei Tag,
Fahrten bei Nacht,
Fahrten bei Kälte,
Fahrten bei Hitze,
Fahrten bei Sonnenschein,
Fahrten bei Regen.
Immerwährender Takt,
die ganze Woche,
der ganze Monat,
ganzes Jahr,
Jahrzehnt.
Immerzu.
Fliegenfallen.
Sie kleben glücklich.
Keine Probleme – Gutes Leben?
Wer keine Probleme im Leben hat,
der ist schon mal ständig satt.
Doch ist er auch immer glücklich?
Das denken manche nachdrücklich,
doch dieser Mythos ist recht platt.
Ein Bücheruniversum ohnegleichen
Bücherparadies
unweit der Seine,
auf vier Etagen,
dichtgedrängt,
zu eng,
platzt,
herrlich!
Eintauchen,
stöbern, herumgehen, sich verlieren.
Minuten wie Stunden.
Stunden wie Sekunden.
Scharren über den roten Boden.
Stickig, schlechte Luft.
Alles vergessen,
niemals das Glück ermessen.
Nie mit leeren Händen hinaus,
aus diesem Zauberhaus.
Es ist ein Schatz
voller Seiten,
niemals zu Ende
niemals entschlüsselt.
Keiner enträtselt
alle Geheimnisse
der immensen Schätze.
Knarrende Treppen
führen hinaus
an die frische Luft,
die plötzlich erscheint wie
eine kalte Gruft.
Die Anspannung vor dem Einsatz
Ungesunder Nervenkitzel
Ständige Alarmbereitschaft
Einsatzfieber,
das kann schlauchen.
Polizist am Rande der Kräfte
Ausgelaugte Staatsdiener
Müde Freunde und Helfer
Unzählige Einsätze
Schwer zu konzentrieren,
bei dem Arbeitstempo
und der Belastung.
Und dann noch ein Einsatz,
bei dem es draufankommt.
Ein Einsatz um Leben und Tod
Ein Fehler kann das Ende
für eine Person bedeuten.
Ein klarer Kopf
ist da von Vorteil.
Der Training Day-Drehort
Selten, dass hier
Hollywood aufläuft.
Ghetto als Drehort
Die berühmte Sackgasse
Die Kulisse Training Days
Imperial Courts
Für kurze Zeit,
besonderer Glanz kehrt ein,
etwas Erhabenes ist anwesend.
Szenenwechsel
Cut
Alles wird abgebaut.
Kameras verschwinden
Hollywood zieht ab
und mit ihm alles andere.
Trott,
stellt sich ein.
Alles wie immer,
so ganz ohne Glanz.
Die kleinste Stadt in Südkalifornien
Industriecarré südlich von LA
Voller Aktivität tagsüber
Nachts ruhig.
Kaum jemand schläft hier.
Kaum jemand wohnt hier.
Die Industrie brummt.
Es rattern die Maschinen.
Es malochen die Roboter.
Die Produktivität diktiert den Tag.
Ruhe und Muße – außerhalb.
Menschen erarbeiten Geld,
geben es aber woanders aus.
Vernon – eine Arbeitsstadt.
So klein und so geschäftig!
Ein Ghetto ohne Blocks
Hochhäuser?
Sucht man vergebens.
Einfamilienhäuser überall
Genug Platz für alle
Breite Straßen
Dennoch ein Ghetto
ohne Blocks.
Erklärungsansätze?
Hier versagen sie.
Eine Ausnahme,
die alles auf den
Kopf stellt.
Keine Antworten
auf ein urbanes Phänomen.
Die gängigen Mythen
sind auch nur Märchen.
Es braucht keine Blocks für ein Ghetto.
Auch mit Platz gibt es Probleme
Straßenkonflikte
Kriminalität und Drogen
Lehren aus dem Phänomen?
Wirkungen sind keine Ursachen
Wandel der Sichtweise
Neuer Ansatz
Der Blockindikator,
er hat versagt.
Lothringischer Regen
Im schönen Lothringen
Zeit zu verbringen,
bedeutet Regen auszuhalten
und nicht zu erkalten
bei all den Wetterdingen!
Der ausrangierte Speisewagen
Ausrangiert,
ehemaliger Speisewagen,
heute Restaurant.
Jahrelang dunkelblau-gold,
heute lila-grau.
Platziert über Eisenbahngleisen,
leise Ironie,
Gäste blicken auf Züge,
die aus St. Lazare kommen,
nach St. Lazare fahren.
Sie genießen im Alten,
überblicken das Aktuelle.
Der Restaurantwagen steht still,
nimmt seine Gäste nur
noch auf kulinarische Reise mit.
Menüs in Fahrkartenform,
Trennung durch alte Abteile.
Die Schlemmerreise
endet
viel zu schnell.
Tritt der Gast nach draußen,
donnert unter ihm ein Zug vorbei.
Er wird wiederkommen:
Zug… Gast…
Die Codierung des Befehls
Verschlüsselter Aufruf
Zum Handeln
Ein Befehl als Code
Ein Code als Worthülse
Eine Hülse, die keiner versteht,
nicht mal richtig wahrnimmt.
Ein Wortschnipsel,
das so versteckt daher kommt,
dass niemand etwas ahnen wird.
Geniale Wort-Codierung
Eines unknackbaren Systems
Einer unbesiegbaren Verschlüsselung
So geheim,
dass es keiner sieht.
Der College-Bestechungsskandal
Aufnahmeprüfungen?
Leistungserwartungen?
Man geht den schnellen Weg,
den ohne Widerstand.
Den Geldweg
Bestechungsgelder,
sie fließen und fließen,
man fälscht und fälscht
ohne Unterlass.
Kreative Lebenslauf-Umdeutung,
Potentialausschöpfung,
so nennen sie es.
Betrug,
so nennen es die anderen.
Die Handschellen,
diesmal klicken sie,
auch für die obere Gesellschaft,
für die ganz bekannten Namen.
Zwei-Klassen-Bildungssystem
Akademische Welt in der Krise
Geld ist keine Leistung!
Ein Paradies für Steuerflüchtlinge
Wer braucht Europa um Steuern zu sparen?
Da kann man auch gleich auf eine Insel fahren.
Das gute Wetter nimmt man gleich mit,
die Steuersätze sind der Hit.
Darüber ist sich jeder im Klaren.
Rot-goldener Rückzugsort
Gold und rot,
rot, rot, rot.
Im legendären Patio
Sonnenschirme, Markisen,
Drinks.
Die Filmwelt, sie trifft
sich gern hier,
auch auf einen Dreh
im angenehm Getönten,
Überschönten,
an der Ice Bar
im goldenen Grill.
Es ist das lauteste
unter den Palaces,
aber nicht unangenehm,
jedoch regelmäßiger tam tam,
das ist gern gesehn‘.
Möge des Hotels Nonchalance
ihm nie vergehn‘.
Es hat die 100 Jahre
hinter sich,
erstrahlt
im beständig renovierten Glanz
auf der Mode-Avenue,
der goldenen Meile.
Eine stolze Kaufmannsfamilie
Stolze Pose
vor dem eigenen Geschäft,
die Patronin
in der Mitte,
gleichzeitig Ehefrau und Mutter,
das Zentrum des Ladens,
der Familie.
Die Zügel in der Hand.
Die übrigen Familienmitglieder
kreisen planetengleich
um sie herum.
Jeder auf seinem Orbit,
jeder mit seiner Aufgabe.
Einen Gemischtwarenladen
führten sie,
die stolzen Kaufleute
in schwarz-weiß
auf dem verblichenen Foto.
So weit weg in der Zeit –
so lebendig.
Als riefen sie gleich:
„Was darf es für Sie sein?“
Die vier Reiter der Apokalypse
Die vier apokalyptischen Reiter
sind alles andere als heiter.
Sie kommen auf ihren Pferden geritten,
lassen sich nichts bitten
und ziehen auch nicht mehr weiter.
Der Park des Basketballers
Zwei Seen
Grünes Areal
Ein Ausmaß,
so ungewöhnlich hier.
Ein Basketballer,
er bekommt,
seinen eigenen Park.
Magic Johnson Park,
eine Sport-Legende.
Die Lakers,
seine Sport-Heimat.
Der Zauber auf dem Feld
ist jetzt der Zauber im Grünen.
Hommage an den Ballsport
Verneigung vor der Spitzenleistung
So wird er Teil,
einer Stadt,
die ihn ehrt.
Der Park
mit dem Namen
der Legende.
Spritze gegen Tollwut
Die gefährliche Tierrage
Sie rafft dahin das Tierherz
Wütend-rasender Mob
Beißend und fauchend
Außer Rand und Band
Unberechenbar aggressiv
Rücksichtslos instinktiv
Ein Tier wird zum Tier,
vor lauter Beiß-Gier.
Nur eine Spritze,
sorgsam gesetzt,
stoppt den Tollwut-Irrsinn
und ist Gesetz.
Die moderne Medizin
kann Wahnsinn heilen,
zumindest den
auf vier Beinen.
Eine Kindheit ohne Freiheit
Rumgeschubst,
zu klein,
eingeengt,
wenig bedacht.
Rückzug in Parks,
dort noch Platz
zum Toben, Laufen,
Verrücktsein,
Kindsein.
Auf Pony durch Parc Monceau,
die Welt von höher sehen,
nicht mehr der Kleinste sein.
Später eine Runde Karussell,
immer noch im Monceau,
herrliches Kinderparadies,
unendlich grüne Wiesen,
laufen, rennen –
rennen, laufen.
Eis schlecken,
auf weiße Brücke stellen,
Enten füttern,
glückselig schnattern,
der Nachmittag – „Nein!“ –
er geht zu Ende.
Ich bin wieder klein,
sehe nur Bein.
Paris ein schrecklicher Ort
für kleine Leute.
Keine Ruhe – wenig Zeit.
Ein besessener Kunstliebhaber
Von Kunst ist er wie besessen,
kennt da alle Finessen,
hat jeden Trick auf Lager.
Von der vielen Kunstarbeit wirkt er hager.
Er sollte sich nicht stressen!
Es sprudeln die Industrieeinnahmen
Wechselbeziehung
Das Leben und die Industrie
Zwangssymbiose
Geldreicher Zusammenschluss
Eine Gemeinde
bezieht ihre Steuer
durch Industrie.
Sie lebt von ihr.
Abhängigkeit entsteht,
wird ausgebaut
und gerät zur Gefahr.
Sie können sich nicht mehr lösen.
Im Würgegriff
Doch irgendwie,
sind alle froh.
Arrangiert haben sie sich,
stillschweigende Profite,
sind die besten.
Das diskrete Künstlerquartier
Ein kaiserlicher Vertreter der Palastherbergen.
Verschwiegen an der Rue de Rivoli
Nummer 228 gelegen.
Die Entreetür zieren grünfarbene Buchstaben
flankiert vom besten Freund des Menschen.
Auf dem Boden ein Mosaik.
Lampions goldfarbener Art laden
durch den Glaseingang ins Foyer.
Dort herrschen drei Farben vor:
Schwarztöne, Beigetöne, Goldtöne.
Herberge der Spiegel
als Wandschmuck
im Speisesaal.
Ein Hotel von und für Künstler.
Gegenüber des Parks der Tuilerien
verspricht es allzeit frische Luft,
im Frühling und Sommer Aussicht
auf grüne Blätterkleider,
deren Farbe die Markisen ziert.
Portiers versinken in Arbeit
lesen dem Gast
alle Anliegen
von den Augen ab.
Zum Tee gibt es Klavierkonzerte,
Barabende ziehen sich hin,
durchwacht
zerredet
eifrig begossen.
Die Wellnessoase
vertreibt den Kopfschmerz,
glättet Flatten,
entlässt entspannt.
Die Journalistenschmiede
Nachwuchssorgen,
die kennen sie nicht.
Wer es bis hierher geschafft hat,
aus dem wird etwas.
Die Schmiede der Journalisten
Hochschule der Kommunikation
Die Annenberg-Schule als Gütesiegel
Als Garant der guten Schreibe
Harter Artikel-Drill:
Um Formulierungen,
wird hier gerungen
und hart gekämpft!
Wort für Wort,
entsteht er,
der Artikel,
die Urform der Information.
Von der Pike auf,
wird gelernt,
was später aus der Feder fließt.
Ausgang einer heiklen Nachtmission
Nachts auf gefährlicher Mission
für eine Massenevasion,
da wird ziemlich viel riskiert,
während man im Dunklen abfriert.
Fürs Leben eine Lektion!
Brücken voller Wohnstätten
Holzbrückenhäuser
gar possierlich
anzusehen,
eng in Reih und Glied
nebeneinandergestellt.
Die Seine darunter
als Einschlafgemurmel.
Unter der Last
des Nachts
stürzten ein
die Brücken,
die Reihenhäuser.
Bewohner
verschwunden
in den reißenden Fluten,
nie mehr gesehen.
Mehrung der Katastrophen,
Brückenhäuserbauverbot,
es tat not,
erste Steinbrücke,
die häuserfrei:
Pont Neuf.
Die letzten freien Parkplätze
Viele Messen
Ausstellungen
Ein Kampf um Parkplätze
Zu klein dimensioniert
für diese Massen.
Der Palmenparkplatz
wird zur Arena.
Showdown der Autofahrer
Hier zeigen Leute
ihr wahres Gesicht.
Abgedrängt
Zugeparkt
Angefahren
Kein schöner Anblick,
solch fahrender Massen.
Ein Auto-Volk
benimmt sich daneben.
Totalschaden,
in jeder Hinsicht.
Ein realistischer Lebemann
Ein Leben,
das die Liebe
liebte und
aufschrieb.
Nicht nur Schriftsteller,
auch Militär, Politiker.
Stendhal
zeitlebens bekannt
als Essayist, Journalist,
Kritiker.
Aufstieg unter Napoleon,
Liebhaber Italiens,
der dolce vita.
Literaturwerk,
das halb veröffentlicht
zu Lebzeiten,
sich in voller Pracht
erst posthum entfaltete.
Lebensmotto der Superlative:
Er schrieb, liebte, lebte.
Ein Schild nach Versailles
Ich trage mein schweres Gepäck
und sehe, der König ist nicht weit weg!
Ein Schild weist mir die Richtung
für des Königs Errichtung.
Beim Schlossanblick gibt’s einen Schreck.
Stimmerkennung um jeden Preis
Die Stimme automatisch zu erkennen,
das bringt den besten Programmierer zum Flennen.
So einfach ist die Sache nicht,
selbst bei einem großen Software-Licht.
Doch wollen die großen Unternehmen
auf keinen Fall dies aufgeben.
Drum wird weiter programmiert,
auf dass der Algorithmus alles kapiert.
Denn kann man einer Stimme einer Person zuordnen,
kann der Staat so manches verordnen.
Wochenauftakt für Antiquitätenjäger
Jagd nach Kunstgegenständen
eröffnet.
Touristische Füße,
antiquarische Füße
designerische Füße
stapfen
durch das Dorf Saint Paul.
Einrichtungsgegenstände
kunstvoller Art
in jedem Hof.
Lampenschätze,
Dekorationstrouvaillen,
Möbelkostbarkeiten,
die Auswahl endlos.
Zehn Uhr morgens
läutet die Kunstglocke
den Jagdmarathon ein,
viele verlassen
den Dekorationswald
um neunzehn Uhr
mit zerschundenen Füßen,
indes hocherfreut.
Unerträgliche Leere im Leben der Bibliothekarin
Der Bibliothekarin trister Blick,
er schweift durch die Gänge.
Gähnende Leere überall
Buchaffines Publikum,
das findet man nur selten hier.
Lesebegeisterung?
Schwer zu erwecken
Lesewut,
die bricht hier nie aus!
Sie geht den Gang entlang,
gedankenverloren
so greift sie ins Regal.
Das woran sie denkt,
gefällt ihr wenig.
Extrem wenig.
Die Harfenlehrstunde
Gelehrsamer Schüler ist er nicht,
sein Talent ganz außer Sicht.
An der Harfe wirkt er verkrampft,
der Lehrer sauer mit dem Fuß aufstampft.
Das ist schließlich seine Pflicht!
Die fitten Bewohner
Jogger allenthalben
In Parks, in Squares, auf den Boulevards.
Paris ist sportlich wie nie.
Sie tanzt, steppt, walkt, rennt, wirft und springt.
Sport draußen,
Sport drinnen.
Angebotsozean.
Schon so mancher hat Schiffbruch erlitten,
ist untergegangen.
Durchhalten schwer,
aber nötig.
Fit sein
Für die Rennerei in der Métro,
das Hetzen zum Bus.
Die Hauptstadt ist anstrengend,
die Schöne fordernd.
Ausdauer ist gefragt,
auch Kraft.
Wer durch die Stadt will,
muss sportlich sein.
Wer nicht sportlich sein will,
bleibt in seinem Viertel.
Die Weinreben der Metropole
Die Touristen bestaunen ihn
aus dem weißen Montmartre-Zug,
für die Einwohner Alltag:
ein Weinberg.
Auf dem Montmartre-Hügel.
Seit Mitte des 10. Jahrhunderts.
Die Nonnen des Klosters Montmartre
kümmerten sich um die Reben.
Später verkauft.
Wegen Not des Klosters.
Die Weinreben überlebten.
Durch die Jahrhunderte.
Seit 1935 ein Weinlesefest.
Immer im Oktober.
Traditionelle Kostüme,
Versteigerung der Flaschen.
Mildtätige Zwecke im Viertel.
Weinqualität beträchtlich gesteigert
unter Ägide eines Önologen
und eines Winzers.
Ein edles rotes Tröpfchen
reift da jedes Jahr heran
im Herzen von Montmartre.
Partner in allen Fragen
Die zwei Firmengründer beraten sich gern,
ihre Firma geht auf wie ein heller Stern.
Gute Kommunikation ist wichtig,
Entscheidungen genau absprechen richtig.
Ihre Zusammenarbeit gilt auch im Privaten,
sie graben zusammen im Garten;
und zimmern an einem riesigen Baumhaus,
denn sie wollen überall hoch hinaus.
Hat die Apokalypse ein Datum?
Hat das Universum ein Ende?
Wenn man dies nur fände!
Wäre dies eine genaue Zeit,
dann wüsste man wieweit,
das Leben noch dauert bis zur Wende.
Mehr Aussichtspunkte als Augen
Dreihundertsechzig Grad
Paris. Nur in Montmartre möglich.
Ein Überblick ohnegleichen.
Dem Himmel näher,
doch nicht entrückt.
Pittoreske Aussichtspunkte,
sie lauern hinter jeder Hausmauer.
Die Luft klarer
als im Tal der Hauptstadt.
Die Schritte langsamer,
das Großstadthasten entfällt,
zu anstrengend
bei den ganzen Stufen.
Montmartre, das Dorf,
Montmartre, die Sicht,
Montmartre, die Freiheit!
Modern und zeitgenössisch: Kunstwerke der Extreme
Geriffelter Kasten
Modernes Äußeres
Außergewöhnliche Oberfläche
Moderne regiert
Porzellan-Michael-Jackson in gold-weiß
Der blaue glitzernde Hund
Der silberne Hase
Der liegende Rosenstrauß
Der unendliche Spiegelsaal,
Millionen von Lichtjahren entfernt.
Sie finden im The Broad ihre Zuflucht
Eine Kollektion der heutigen Zeit
Zeitgenössische Produkte
Moderne Ableger der Gesellschaft
Kreative Abzweigungen
Gewagt und gewonnen
Riskiert und profitiert
Gesicht unserer Zeit
Im Herzen des Damenparadieses
Alle versammelt.
Französisch, international.
Ketten, Imperien.
Die Luxusindustrie
Haus an Haus,
Boutique an Boutique.
Meile der Mode,
Meile des Duftes,
Meile des Makeups.
Ein Damenparadies
wie gemalt.
Elegant, anspruchsvoll.
Modern, gediegen.
Der Faubourg Saint-Honoré
lockt, lädt ein, verführt.
Ein angenehmer Dreiklang.
Die Präzision einer Landkarte
Man kann gut navigieren
mit Stücken aus Papieren.
Auf einer Karte kann man alles sehen,
der Akku wird auch nie leer gehen,
so kann man nie seinen Weg verlieren.
Unerklärliche Touristenflaute
Sie kommen
nicht länger in Scharen.
Das einst ausverkaufte Haus
vermisst seine schmatzenden Besucher.
Kunstgenuss zwischen
geräuchertem Lachs
und Foie gras.
French Cancan und Belle Epoque
aus der Retorte.
Überdrüssig?
Verirrt?
Verwirrt?
Die Tänzer rätseln,
die Investoren rechnen.
Das rotbeleuchtete Mühlrad
dreht weiter,
Abend für Abend,
Nacht für Nacht
im Reigen
mit den roten Buchstaben:
Le bal.
Familienausflug in die Hafenstadt
Familienzeit
Gemeinsame Zeit
Besuch in Wilmington
Viel Lust hatte der Sohn nicht,
die Tochter auch nicht wirklich.
Doch die Eltern bestehen
und so geht es hin, zu der Hafenstadt.
Am Wasser, da ist wenig Charme
und doch vermag die Stadt zu punkten.
Breite Straßen, lange Avenues,
ein lockeres Flair.
Die Sonne erwärmt alle
und so war jeder froh,
die Hafenstadt gesehen zu haben.
Mit dem Boot nach Le Havre
Zu den Kreidefelsen nach Norden
bewegen sich die Wasserhorden.
Man treibt gemächlich mit,
bei diesem langsamen Boot-Ritt,
ans Ziel kommt man erst morgen!
Die fehlende Glaskuppel
Es gibt sie nicht,
aber sie könnte passen,
eine Glaskuppel
für das Musée d’Orsay,
für den einstigen Bahnhof,
die stillgelegten Gleise,
das ehemalige Abfahrtsgetümmel.
Hell und licht,
klar und kantenreich,
modern im Alten,
die Innenarchitektur
vielseitig.
Sie verlangt
nach Glas,
nach einem Riesenfenster
zum Himmel.
Patrouille in der Bredouille
Es war mal eine Patrouille,
die war in der Bredouille.
Sie sollte etwas suchen,
doch aß sie lieber Kuchen.
Was für eine Andouille!
Ende
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