Gedicht und Limerick – Schaffensphase März – April 2001
So nah am Meer: Die Strandautobahn
Strandpromenade für Autos
Kalifornische Erfindung
Beton und Strand
Eine neue Mischung
Gewagt!
Zwei Spuren auf jeder Seite
Mit Blick auf den Pazifik
Strandbeton
Ein Strandurlaub im Auto
Grenzen aufgehoben
Fahrend im Verkehr
Andernorts eine Bausünde,
hier gelebter Strandalltag
zwischen Sand und Wellen.
Unvereinbare Gegensätze
Widersprüchliche Flächen
Doch es stört niemanden!
Die kalifornische Ruhe,
sie blickt gelassen auf all das.
Toleranz am Pazifik
oder Ignoranz am Meer?
Eine Autobahn an einem Ort,
an dem keine stehen dürfte.
Der Pier im Schatten seines großen Bruders
Eine Nummer kleiner,
als sein bekannter Cousin.
Unscheinbar
Er steht im Schatten
des großen Bruders.
Der ganze Hype
ist hier im Meer versunken.
Tief unten am Grund
Den Rummel,
sucht man hier
vergebens.
Ein stiller Ort,
eines stillen Ozeans.
Gekonnter leiser Gegenentwurf
Die Wellen hier sind leiser
und schlagen nicht so laut auf.
Eine Nummer kleiner
tut manchmal richtig gut.
Ein Pier der Ruhe und Geborgenheit
Mitten im Meer, doch trocken und behütet
So wohlig hölzern
So unzugänglich zugänglich zugleich
Mögen die Massen zum großen Pier gehen,
Kenner präferieren das scheue Original.
Die tausend Arten der Folter
Der Körper wird gefoltert meist,
doch geht das auch mit dem Geist!
Manchmal sogar wesentlich besser,
als mit Zange, Haken und Messer.
Gute Ergebnisse, die Methode verheißt!
Ein Kaffeehaus mit Aussicht
Beste Aussicht,
Sicht auf die Louvre-Bühne,
gleichzeitig
Teil der Inszenierung,
sehen und gesehen werden.
Altehrwürdige Gewölbe
am Puls der Zeit,
gleichzeitig
im historischen Gehirn.
Von nebenan grüßt
die Pyramide.
Gläserner Tempel,
historisch modern.
Massen flattern
vorbei.
Ein Kaffee
unter Arkaden.
Ein Tee
im Internationalen.
Es schlürft
sich vornehm
im Gediegenen.
So ein Kaffeetag
vergeht
viel schneller
als im Museum
nebenan.
Der Marly-Besucher
bleibt gelassen.
Ist er Marly-Marionette
oder Marly-Strippenzieher?
Und wen interessiert
da noch der café crème?
Brunch auf halbrundem Platz
Mitten im Herzen
eröffnet sich ein freier Platz.
Licht, halbrund
gleich einer antiken Theaterbühne.
Unverhofft
Luft zum Atmen,
Schönheit zum Bewundern.
Gleichmäßige Fronten
von einer Hand zusammengefügt.
Am Sonntagvormittag Brunch
auf der Bühne,
im Schatten der Säulen
des falschen Theaters,
das drinnen spielt.
Sonne als Spot,
blauer Himmel als Kuppel.
Wir agieren,
wir posieren,
wir parlieren.
Wir machen denen drinnen
Konkurrenz.
Unser Lohn: bewundernde Blicke,
neidisches Blinzeln.
Der Platz verführt
zum Spiel –
zum wahren, zum falschen.
Niemand kann sich ihm vorenthalten.
Aufgelauert und abgepasst
Da wartet jemand an der Ecke,
gut versteckt hinter der Hecke.
Mit einem Knüppel in der Hand
lauscht er gebannt
zum Überraschungszwecke.
Ein Wohnhaus wird zum Museum
Versailles neben dem Triumphbogen.
Pompöse Auffahrt, elegante Ausfahrt,
auf Kutschen ausgerichtet.
Ballsaal, Musiksaal,
Ornamente, Stuck,
Gold, edle Kostbarkeiten,
rare Antiquitäten.
Es verschlägt
den Atem,
auch heute noch.
Opulenz schwebt
durch die Jahrhunderte.
Ein Haus für zwei
und viele dienstbare Geister,
kein Kindergetrappel, kein fröhliches Geschrei.
Dafür parlierende Gespräche, vornehmes Säuseln.
Oh! Aah! Comment…!
Rauschende Ballnächte,
kluge Soireen,
Kunsttruhe für Betuchte.
Jetzt ist es Museum.
War es jemals richtiges
Leben?
Ein globaler Flächenbrand
Ein kleiner Globus,
so stark vernetzt,
so schnell zu bereisen,
dass alles mit allem
zu interagieren scheint.
Ein Brand, der entsteht,
ist ein Brand, der wütet.
Um sich greifend,
alles einnehmend,
verschlingen will er
ganze Länder.
Bewegungen,
die bleiben nicht still,
stehen nicht für sich alleine.
Sie suchen Verbündete
und finden sie immer.
Prominentenstatus im Prominentengefängnis
Privilegien einer Schicht,
deren Arm
bis ins Gefängnis reicht.
In Lynwood,
wie überall,
da gelten für Manche
andere Gesetze.
Prominentenstatus:
Er schützt und hilft.
Ein Schutzschirm für Wenige.
Eine Zwei-Klassen-Gefängnis-Gesellschaft
Ungerechtigkeit hinter Gittern
Justizsystem am Abgrund
Ein System
zerstört sich selbst.
Die Hirschgalerie
Auf der rue Saint-Denis
eingezwängt der Eingang,
mitten zwischen zweifelhaften Etablissements,
rotblinkend, neonpink.
Es ist ein Spießrutenlauf,
bis man die Galerie endlich betritt
und den niederen Trieben entkommen ist.
Holzgetäfelte Ruhe.
Gediegenheit.
Sicherheit.
Hier herrscht kein Trubel.
Hier lässt es sich noch flanieren.
Hier hat der Besucher Zeit,
zu bewundern
edle Stoffe im Schaufenster,
kunstwerkgleiche Pâtisserien.
Galerie du Cerf – sie träumt
einen schönen Traum,
hätte er doch mehr Raum.
Durch den Hinterausgang
enge Gasse,
aber nicht rot,
zum Glück!
Ein Entfaltungsmoment im Japanischen Garten
Gartenwelt
Andere Welt
Japanische Entspannung
Ein Tor zu einer Gartendimension
Rote Brücke
über ruhigen See.
Enten im Wasser
Sie schauen her,
ohne wahrzunehmen.
Alles im Fluss
Für kurze Zeit
Einssein im Augenblick
Bewusstseinsveränderung
Ufer der Kontemplation
Japanische Gelassenheit einatmen
Neugeborenes Körpergefühl
Ausflug nach Japan,
ohne es zu bereisen.
Ortsreise ohne Zeit,
Zeitreise ohne Ort.
Eine Auszeit
Stillstand und Ruhe
Einsamkeit und Freude
Nachdenken ohne Reue
Konzentrierter Friede
Ein Hauch von Sonne,
erwärmt die Welt.
Der Schrecken hinter der Wand
Hinter einer Wand
hört man das Klopfen einer Hand.
Wer kann das sein
hinter dem kalten Stein?
Man wartet gebannt!
Eine englische Buchhandlung von Rang
Herrlich vollgestellte
Büchertruhe,
versteckt in kleinem Winkel,
bis Mitternacht geöffnet.
Hemmungslos Schmökern möglich.
Nach größtem englischen Dramatiker benannt
dabei von Amerikanern gegründet,
niedrige Decken,
kleine Räume
altes Haus.
Bücher in allen Sprachen
wohnen hier.
Internationales Flair im Verstaubten,
kosmopolitisch – auf den zweiten Blick,
vielleicht auch auf den dritten.
Im Keller alte Druckerpresse,
„Ulysses“, James Joyce –
wer weiß?
Bei Shakespeare & Company
scheint alles möglich.
Knochensplitter
Nach dem Anschlag
Das Einzige, was übrigblieb.
Ein Körper in Luft aufgelöst
Eine Bombe, die alles vernichtet,
viele Menschen zugrunde richtet.
Gigantisch tödliche Auswirkungen
Kein Leichnam,
kein Körper,
den man beerdigen kann.
Splitter eines Knochens
Einige wenige
Millimeter lange Überbleibsel
Eines Menschen
Wie weißes Holz,
so sehen sie aus,
aufbewahrt in einer kleinen Schachtel.
Neue Klänge aus der Musikschule
Neuerfindung eines Klangs,
den es so noch nie gab.
Auditiver Erkenntnisprozess,
dessen Ende niemand abschätzen kann.
Die Geburt einer neuen Melodie,
eine, die bezaubern wird.
An der Musikschule,
da werden Musiktalente entdeckt.
Solche, die noch Großes vorhaben,
die die Musikwelt
aus den Angeln heben
und die Musiknoten
aus den Notenlinien heben wollen.
Der Notenschlüssel
als Bewacher eines Experimentes;
eines, das alles verändern wird.
Alles in der Welt der Klänge.
Wann erreicht man das Ende?
Wann kommt man endlich an?
Dauert es noch lang?
Die Qualen werden intensiver,
das Durchhaltevermögen obsessiver.
So langsam wird einem bang.
Ein antiquiertes Kommunikationsmittel
Es zischt und klackert,
die Rohrpost,
sie ist abgeschickt.
Zwischen offiziellen
Stellen existiert es noch,
das alte System.
Kilometerlange Rohre
im Untergrund
neben modernen Versorgungsleitungen.
Ein schnelles Zischen,
lustig, wenn man drunter steht,
dann ist die Kapsel verschwunden,
in Windeseile beim Empfänger angekommen.
Wozu?
Abhörsicher.
Fälschungssicher.
Schneller als ein Kurier.
Die alte Zeit überdauert.
Sorgfältig überwachte Rohre,
sorgfältig gewartete Kapseln,
es ist praktisch,
aber auch anfällig.
Faszinierend!
Eine Kapsel schießt herein,
öffnen,
eine Nachricht.
So einfach.
Wohlgerüche aus der Metzgerei
Schweineparade
im Schaufenster.
Herabhängende Rinderhälften,
herrliche Fleischgerüche
locken den Kunden
in die Eckmetzgerei.
Aus der Zeit gefallen,
dem neunzehnten Jahrhundert
entkommen.
Ein Traditionsherz
schlägt
in jeder Vitrine.
Inszenierung
kulinarischer Genüsse
der Extraklasse.
Weiße Metzgerkittel
eilen geschäftig
durch den Laden.
Kinder der Kinder
der Kindeskinder,
sie kommen.
Wieder und wieder.
Nicht nur für den Sonntagsbraten.
Idylle oder Trug am künstlichen See
Für einen Ausflug hat Sibylle
sich ausgesucht eine Idylle:
An dem See wurde ihr klar,
dass man sie hielt für einen Narr.
Nun begehrte auf ihr Wille!
Neue Hoffnung in der Baptisten-Kirche
Weiß angestrichen,
leicht schäbig
und doch keinesfalls verlassen.
Eine Gemeinde,
die zusammenhält.
Sie gibt sich Halt
und Hilfe.
Zusammen beten
Gemeinsam hoffen
Gemeinschaft stärken
Man hat nicht viel,
doch glaubt man.
In manchen Fällen die
beste Medizin.
Kirche der Hoffnung
Glaube der Zuversicht
Überzeugung der Tat
Die Handschrift der Anonymität
Große Städte
Große Häuser
In der Masse ganz verschluckt!
Graue Fassaden
Schäbige Straßen
Kaputte Wagen
Anonym kann man hier leben,
wenn man das als Leben
bezeichnen will.
Unbekannt ist hier das Leben,
anonym die Nachbarschaft,
keiner kennt hier keinen,
so ist das Viertel gemacht!
Genauso wird die Stadt organisiert,
die Handschrift der Anonymität verliert
ihre Eigenart!
Eine Maus feiert
Ein ganzer Park extra für
eine Maus
und all ihre Freunde.
Weites Areal
voller bekannter Orte
und Personen.
Ein rosa Schloss
auf dem Hügel
grüßt den Besucher.
Zentrum,
magischer Anziehungspunkt,
von dort aus Zutritt zu
verschiedenen Welten:
Horror,
traditionell.
futuristisch.
Voller Attraktionen,
immer neu und weiter erdacht,
Nervenkitzel neben Augenschmaus.
Kleine Bahn,
die alles verbindet
tuckert munter drumherum.
Abends verzauberte Lichter,
prächtige Parade,
Figurenmeer,
alle Gesichter staunen,
ob klein, ob groß,
ob jung, ob alt.
Die ewig kichernde Ehefrau
Bei ihr wird immer gelacht
und viel Aufmerksamkeit gemacht.
Abgelenkt wird sie recht schnell,
ihre Lache ist richtig hell,
hat viele um den Verstand gebracht.
Surrende Pfeile auf der Bogenschießanlage
Viele Zielflächen
Noch mehr Scheiben
Pfeile, sie stecken darin.
Bögen gespannt
Sehnen belastet
Energie umgewandelt
Eigenartiges Surren
Ungewohnter Klang
Langgezogenes Geräusch
Bogenschießanlagenlärm
Ein Schuss ins Freie
Der Pfeil fliegt wie ein Blitz
Wind verschiebt ihn
Schwerkraft zieht ihn
Ins Schwarze trifft er doch.
Die Strandparty in der Stadt
Stadtstrand
für Städter.
Sand statt Verkehr,
Erholung statt Lärm,
frische Brise statt Abgasen.
Die Metropoleneinwohner
gieren nach Ferien,
nach Meer an der Seine.
Im Juli und August
steigen Strandfeste
für Stadtgestresste.
Füße und Hände im
warmen Sand,
das Gesicht gen Sonne
gewandt,
das Meeresrauschen
lässt sich erlauschen
im von Zentrum von Paris
im Sommer.
Sportrivalitäten mit tiefen Gräben
Kalifornien gegen Indiana
USC gegen Notre Dame
Rivalitäten
Schon seit hundert Jahren,
schenken sie sich nichts.
Jahrzehnt für Jahrzehnt
Spiel um Spiel
Ball um Ball
Der Konkurrenzkampf,
er geht weiter.
Erbitterte Gegner auf dem Feld,
harte Bandagen
Kompromisslosigkeit
Doch ist das Footballspiel
erst zu Ende,
so reicht man sich
versöhnt die Hände.
Die Marotten des Zoowärters
Einmal laut gegähnt,
schnell noch kurz gedehnt,
schon geht es aufs Klo
und dann ab in den Zoo.
Wie hat er sich nach den Tieren gesehnt!
Kein Traum ohne Kommerz
Auch Träume
haben Namen,
in der rue de la paix
beinhaltet er drei
Buchstaben: r, e, o.
Kleine Ballettmäuse,
fortgeschrittene Ballettratten,
gestandene Ballerinas
eilen begeistert
in die parisbekannte
Ballettboutique.
Eine traditionsreiche Adresse,
eine leidenschaftliche Handwerkerin
eine detailverliebte Perfektionistin
mit Vorliebe für Weiß und Rosa.
Trikots, Tutus, Spitzenschuhe
wandern über den Verkaufstisch,
dann kann der Vorhang aufgehen
auf der Bühne.
Der Balletttraum kostet
nicht nur Nerven,
nicht nur Schweiß,
auch Euronen.
Balletttraum – Kommerzalptraum.
Das etwas andere College
Mode
Unterhaltung
Inneneinrichtung
Grafikdesign
Das worüber andere lachen,
kann man hier studieren.
Akademischer Modevorreiter
Extravaganter Studiengang
Für einen anderen Weg
Ein anderes Schicksal
Manche Stil-Ikone
machte hier ihren Abschluss,
eroberte die Kleidungsregale.
Ein College mit anderen Ambitionen,
anders ausgerichtet
mit gänzlich neuen Zielen.
Die produktive belgische Feder
Maigretvater,
gewollte Wortschatzvakanz,
Stilistikfinessen
vergessen.
Ein Belgier
auf Lebensreise,
dreißig Wohnsitze
in fünf Ländern.
Zu Beginn ein
einsamer Georges Simenon
im Winterparis.
Anker als Privatsekretär
eines Marquis gefunden.
Im Feld der Trivialliteratur
gewachsen,
sentimentale Liebesromane,
Krimis und Abenteuerromane.
Selbstvermarktungstalent
mit hoher Schreibfrequenz,
Geld zerrann ihm zwischen
den Schreibfingern.
Herbarium – Welt der Botanik
Abgetaucht in die Botanik
packt einen schnell die Panik:
Es gibt so viele Pflanzenarten,
alleine schon in meinem Garten!
Brauche ich Kenntnisse in Organik?
Antritt zum unangenehmen Rapport
Schlechte Berichte vermeldet keiner gern,
am liebsten bliebe man dann dem Chef fern.
Ein Zornausbruch mag die Folge sein
und der Vermelder muss sich in den nächsten Monaten kasteien.
Drum beschönigen viele die harten Fakten,
manch zerbrochene Welt wird zur intakten.
Doch so wird Fortschritt stark verhindert,
wenn man die Wahrheit stetig mindert.
Eine fidele Tischtennispartie
Planvolle Ping-Pong-Partie
an den Tischen
mit Blick auf den Garten des
Hôtel de Sens.
Verschworene Gemeinschaft
eingefleischter Spieler.
Schlägerbewegung
sekundenschnell,
weiße Bälle
plingern
über die Platte.
Schnelles Rennen um den Tisch,
am Ende einer übrig,
der Gewinner.
Auf die Ping-Pong-Partie
folgt die Picknick-Partie
am Seineufer,
Saint-Louis-Blick inklusive.
Perfektes Spiel –
perfekte Siegesfeier.
Bildung als Aufstieg aus der Armut
Bildung
Der Weg aus der Armut
Abschluss und Weiterqualifizierung
Manch einer studiert eifrig
und bildet sich fort.
Collegeabschluss
Dem weinen viele nach
im Viertel.
Neue Generation,
geht neue Wege.
Es muss nicht immer Sport sein.
Das Land,
es braucht nicht tausende Basketballer,
aber tausende Ärzte,
die braucht es schon.
Eine Vergnügungsreise in die Alpen
Einmal in die Berge fahren,
darauf wir schon seit Jahren sparen.
Hoch oben auf dem Gipfel
essen wir ein Schnitzel,
auf kleiner Flamme garen.
Marktgeplapper
Dreieckiger Platz,
von Bäumen umsäumt.
Zwei Métromünder
spucken Marktbesucher
aus.
Mittwochs und samstags.
Den Marché Belgrand
besuchen,
einen alten Bekannten.
Er will umsorgt werden,
Geplauder, Geplausch,
frische Äpfel,
mäandernde Kleinkinder,
Meeresgeruch am Fischstand.
Es fallen Blätter
beim Obst,
beim Gemüse.
Es schreit
der Eierverkäufer.
Es antwortet der Bäcker.
Gerüche betäuben.
Alle kaufen
ein bisschen
zuviel.
Geselligkeit verleitet.
Belgrand grinst
in sich hinein.
Zweimal die Woche kriegt
er seine Besucher,
immer.
Eine neue Kunstgalerie sprießt auf
Stolze Besitzerin.
Eröffnungsfeier
Von Vierteleinwohnern besucht.
Sie hofft auf mehr.
Viele neue, viele junge
Künstler
Will sie der Welt vorstellen,
ihre Werke
in die Welt hinausschicken.
Heute fängt es an.
Niemand hält es auf.
Sie ist sich sicher.
Ein richtiger Weg.
Ein künstlerischer Weg.
Galerie de Montmartre
sprießt auf.
Keiner geht unschuldig raus
Bei Geheimoperationen werden die Hände schmutzig,
kein Gesicht bleibt da hundeputzig.
Geheimdienst bedeutet dreckige Geschäfte,
dabei fließen so manche Säfte.
Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen,
wenn die Zeit will zu schnell zerrinnen,
viele Leben werden geschützt,
wenn es den Interessen nützt.
Steinplattenkunst
Kunst mit den großen, glatten,
grauen Steinplatten?
Ist das nicht schäbig
oder gar behäbig?
Nein, das kann klappen!
Die Floristin Liliane
Liliane, meine Lieblingsfloristin
ein Geschäft, ein Garten,
farbenfroh zu jeder Jahreszeit.
An der Ecke Rue D’Hauteville und Place Franz-Liszt
quillt in jedem Monat ein Blumenmeer,
drängt hinaus auf den quirligen Platz.
Alte Damen schweben morgens herein
auf der Suche nach grüner Gesellschaft
im einsamen Heim.
Mopedfahrer springen abends vom Gefährt,
stellen es ab vor dem Geschäft,
wählen einen Strauß
für die Liebste.
Zielsicher ausgesucht,
treffsicher kombiniert,
Liliane stellt alle zufrieden,
ihre Blumengrüße
verschwinden
in der pulsierenden Hauptstadt.
Ein Japaner in den Vereinigten Staaten
Japan und die USA:
heute Verbündete,
früher erbitterte Feinde.
Kriegsausbruch
Weggesperrt
Sie könnten sich solidarisieren!
Trauma des Krieges
Ohne ihn je erlebt zu haben!
Ein Akt, der hinterlassen hat,
Wunden bis heute.
Auch dies wird nicht ausgespart
beim amerikanischen Alltag.
Eine gemeinsame Geschichte,
die mehr verbindet,
als dass sie trennt.
Eine Crêpe am Bassin
Der perfekte Geruch
einer Crêpe,
pudrig gezuckert,
Platz nehmen am Bassin,
Tradition an Sonnentagen,
zwischen Kindern,
Holzbootpiloten.
Geschrei, Vergnügen, Leben.
Hineinbeißen, ein Stück
Crêpe,
ein Stück Leben,
den Moment genießen
im Jardin du Luxembourg.
Angehaltene Zeit,
Zeitblase,
nichts spielt mehr eine Rolle,
nur Geruch, Geschmack.
Wer hat in der Ehe die Hosen an?
Wer gibt den Ton an?
Vielleicht etwa der Mann?
Oder ist es doch die Frau,
eloquent und richtig schlau,
zieht sie ihn in ihren Bann.
Ein Sommerabend in Gelassenheit
Laue Wärme macht sich breit,
der Himmel leuchtet rosa.
Keine Lust auf Hotel,
keine Lust auf stickige Schuhschachteln,
die Touristen, die Einwohner
versammeln sich,
gruppieren sich,
genießen die Aussicht,
vor sich die Weite der Achse,
in der Ferne den alten Bogen,
in noch weiterer Ferne den neuen Bogen,
hinter sich das steinerne Schloss,
über sich die bald blaue Kuppel.
Trägheit, freundliche Gelassenheit
hängt über dem Platz,
ein jeder ist dem anderen gnädig,
die Hitze verbietet Streit,
wohlwollende Gemütlichkeit,
wohltuende Dösigkeit.
Der Louvre ist ein gnädiger Gastgeber,
er hält sich vornehm zurück,
drängt seinen Anblick
niemandem auf,
hält keine unsinnigen Schwatzreden.
Mit dem Express nach Santa Catalina Island
Avalon
Eine Insel
mächtigen Ausmaßes
Santa Catalina-Traum
Dünn besiedeltes Eiland
Ein seltenes Naturabenteuer
Der Express legt schnell an,
Berge umringen den Hafen,
ein Holz-Pier begrüßt einen jeden.
Ein sandiger Talkessel
Wenig Platz
Der Raum ist eingeengt
Die Berge scheinen
nicht weichen zu wollen,
als wollten sie
jeden Meter verbissen verteidigen.
Erdrückendes Naturschauspiel
Erst im Landesinneren,
da atmet man
frei auf.
Autofahrt in den Tod
Eine Sekunde der Unaufmerksamkeit,
schon endet die Ausgelassenheit.
Ein Fehler entscheidet über das Leben,
diese Gefahr gilt für jeden.
Das ist eine Erwiesenheit!
Karussellfahren für Knirpse
Sanft schaukelnde Pferde,
eine wippende Kutsche,
eine drehende ROTUNDE.
Das Karussell am Fuße von Montmartre,
ein traditioneller Kindertraum,
ein Stück vergangener Zeit
mehr denn je gegenwärtig.
Die gerade Treppe führt zu den Pferden
auf der ersten Etage.
Ein genialer Überblick
für kleine Knirpse.
Von dort sieht die Welt herrlich aus.
Mama und Papa winken,
einen Moment lang
sind sie verschwunden.
Dafür taucht die weiße Kirche auf,
hoch oben auf dem Hügel.
Dann kehren die Eltern zurück,
es ist ein herrliches Gefühl.
Immer weiterdrehen,
niemals aufhören.
Möge die Karussellfahrt
ewig dauern.
Oben auf dem Karusselldach
strebt der Schimmel empor,
im ewigen Sprung,
der nirgendwohin führt.
Sacré-Cœur und sein Karussell,
zwei treue Verbündete
durch die Jahrzehnte hindurch.
Ein ganz formidabler Irrtum
Das Meiste stellt sich als Irrtum heraus.
Das Leben ist nun mal kein Schmaus.
Drum sorgt man für ein hartes Fell,
so überlebt man jedes Lebensduell
und man hat vielen etwas voraus.
Ein ziemlich lädiertes Gesicht
Skateboarding ein durchaus gefährlicher Sport,
von manchem gar assoziiert mit Selbstmord.
Auf jeden Fall wird viel gesprungen
Und mit dem Gleichgewicht gerungen
auf gar spektakuläre Weise,
dass es gleicht mancher Expeditionsreise.
Gar zu oft endet ein Sprung mit Blessuren,
im Gesicht finden sich häufig Spuren,
doch meist verheilen sie schnell,
so dass der Skateboarder am nächsten Tag wieder ist zur Stell.
Ende
© 2021 Nicolette Marquis https://www.carminis.de